4go2ireland - London/Irland - 2022

vom 1. August 2022 - 21. August 2022
Der original Blog "4go2ireland" ist unter 4go2ireland.tumblr.com zu finden.
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Etwas Adrenalin vor der Abfahrt

Montag, 1. August 2022

Nach drei trubeligen Tagen in Würzburg haben wir alle Zeit der Welt zu packen. Und es läuft einfach zu rund …. Um 21.30 Uhr startet Nicole einen Versuch, Musik von Amazon Prime herunterzuladen. Früher war irgendwie keine Muße. Natürlich klappt es erneut nicht, dann kommt eben ein frischer Stapel CDs ins Auto. Um 22 Uhr beschließt Gerald, dass die Familie endlich Klarheit über die wahre Höhe des Fahrzeugs samt Jetpack braucht und misst mit Kilian nach.

Um 22.15 stellt Nicole aus einem Bauchgefühl heraus die unschuldige Frage, ob eigentlich der Personalausweis für die Einreise nach England nach dem Brexit langt. “Klar”, meint Gerald, Aber das Auswärtige Amt sagt auf seiner Website: Nein, seit Oktober 2021 nicht mehr … Und nun wird es etwas hektisch, denn drei Reisepässe sind eingepackt. Aber ausgerechnet die Reiseleitung kann sich nicht erinnern, wann sie ihren zum letzten Mal in der Hand hatte - geschweige denn, wo er sein könnte… Drei fangen an zu suchen. Louisa wirft sich dramatisch auf einen Stuhl (“wir kommen morgen nicht we-h-eg”), Gerald brummelt (“ich wollte sowieso nur nach Irland und das ist in der EU”), Kilian blickt fassungslos in den kreativ aufgeräumten Kleiderschrank seiner Mutter (“Mama, was ist DAS?”) und Nicole googelt heimlich die Öffnungszeiten des Bürgerbüros für einen Expresssbesondersschnellvorläufigen Reisepass. Es findet sich ein alter Impfpass von Nicole, der Mitte 2021 schon einmal genauso hektisch gesucht wurde. Praktischerweise tauchen auch 60 englische Pfund ein einem Umschlag auf. Und irgendwann stößt Gerald auf den Reisepass … Kollektives Aufatmen, dann geht es ins Bett. Der Wecker ist auf 5.30 Uhr gestellt.

On the road

Tag 1: Dienstag, 2. August 2022

Nach einer viel zu kurzen Nacht bereitet sich Kilian (auch bekannt als: der, der niemals vor 10 Uhr frühstückt) um 5.45 Uhr gemütlich einen sehr großen Kakao zu und toastet eine Brezel, die er dann genüsslich verspeist. Die anderen drei wirbeln durch die Gegen und um 6.30 Uhr starten wir tatsächlich in den Urlaub.

Unser Ziel ist es, um 15.10 Uhr in Calais zu sein. Dann wartet unsere Fähre auf uns. Tatsächlich ist vor allem in Frankreich auf der Autobahn sehr wenig los und wir kommen gut voran. Das einzige Problem ist, dass beide Fahrer komplett übermüdet sind und jeweils nach den Fahrschichten auf dem Beifahrersitz direkt einschlafen.

Die französischen Rastplatz sind wie immer grandios. Liegt das wirklich nur daran, dass die Autobahn Geld kostet, oder vielleicht einfach daran, wieviel Wert man auf einen schönen Picknickplatz legt? Wir rasten zweimal wunderbar. Bei einem Toilettenstop an einer Raststätte spricht uns ein Franzose an: Er hat auch einen Mazda, aber in Rot - und der stammt aus dem selben Autohaus in Würzburg!

Schon um 14.15 sind wir in Calais und fahren schonmal zum Fährterminal - vielleicht können wir ja ein früheres Schiff nehmen? Weit gefehlt. Zuerst staunen wir über die Unmengen an Stacheldraht rund um dan Fährhafen (an dieser Stelle eine kurze Abhandlung über die “Festung Europa” an das Publikum im Auto, das nicht fliehen kann), dann reihen wir uns in diverse Warteschlangen ein. Zuerst werden alle Reisepässe von der Fährgesellschaft geprüft. An der nächsten Station ist die französische Grenzpolizei dran und braucht schon deutlich länger. Dann sind wir im Niemandsland zwischen EU und UK und es dauert und dauert…

Als wir an der Reihe sind, wird uns schnell klar, warum: Ein Zollbeamtenazubi arbeitet unter Aufsicht und entsprechend akribisch (Alle Bilder prüfen, kann man bitte die Brille abnehmen, wie sind die Verwandtschaftsverhältnisse, weil doch die Nachnamen unterschiedlich sind…).

Dann reihen wir uns in Spur 217 ein und stehen. und stehen. und stehen. … Statt um 16.10 Uhr geht es erst um 17 Uhr los. Der Kapitän erläutert, warum: Starker Seegang hat die Abfahrten in Dover durcheinander gebracht, es kann eine wacklige Überfahrt geben. Die Reiseleitung stellt beruhig fest, dass der Sammelpunkt F für Notfälle direkt neben dem Restaurant ist, an dem sich die hungrige Meute niedergelassen hat. Und dass es eine verlässliche Größe gibt: Die mangelnde Qualität von Speisen auf Fähren, die durch hohes Preisniveau ausgeglichen wird (ausgenommen das sagenhafte finnnische Buffet auf der Fahrt nach Helsinki)

Draußen ist es sehr windig, aber der Seegang ist okay. Wir beobachten fasziniert eine Familie orthodoxer Juden, die zwar den Wind genießen will, aber versucht, die Kippas (ist das der richtige Plural?) aufzubehalten.

Endlich sehen wir die Klippen von Dover, wunderschön im … Dunst. Aber es ist so angenehm, dass es einfach nur feuchtwarm ist, ohne gleich heiß zu sein.

Dann rollen wir schon auf der linken Straßenseite gen London. Die Rückbank fällt abwechselnd in Tiefschlaf, die Eltern stellen fest, dass es kein englisches Radio mehr gibt - nur noch DAB, also nicht in unserem Auto. Sehr schade, aber man kann ja streamen. Und sich am Tag darauf wundern, wo das Datenvolumen geblieben ist.

Nach 14,5 Stunden kommen wir am Premiere Inn in Richmond, einem vornehmen Vorort von London an. Juhu, direkt ein Parkplatz im Hof! Wir beziehen unser Zimmer, vier Betten für fünf Nächte samt Frühstück für 180 Euro pro Nacht, was für London wirklich okay ist. Danach suchen wir im Innenort etwas zu essen. Pubs fallen flach, weil Minderjährige nach 19 Uhr nicht mehr erlaubt sind (große Empörung bei den Teenagern). Die Fast food Läden sind uns zu schmierig, Aber der Argentienier klingt lecker .. und es schmeckt, auch wenn Louisa beim Kauen fast einschläft. Es ist ja auch schon 22.30 Uhr deutscher Zeit. Kurz vor 23 Uhr englischer Zeit fallen wir ins Bett.

Eintauchen in die volle Metropole

Tag 2: Mittwoch, 3. August 2022

Die Nacht war etwas zu heiß und daher für zwei von vier zu kurz (der Nachwuchs rollt sich in die Winterdaunendecken und schlummert friedlich). Aber das Frühstück schmeckt allen. Eine gute Grundlage für einen langen Tag in London, an dem wir nicht gleich wieder Nahrung suchen wollen.

Nachdem wir bei einem kleinen Lottoladen unsere Oystercards für den Nahverkehr gekauft haben (und irgendwie befürchten, dass eine Waschmaschine dabei war, der Herr hatte einen dicken Sprachfehler), ziehen wir los und zuckeln 35 Minuten in die Innenstadt.

Erst wirken die Straßen schön leer, doch dann … sind wir pünktlich um 11 Uhr zum Change of the Guard vor Buckingham Palace und können nicht fassen, welche Masen auf den Beinen sind.

Nachdem die Band durch ist, fliehen wir. Nicole nutzt den Moment für ein kleines Interview mit einem Polizisten, um sich nach den schwer bewaffneten Jungs zu erkundigen, die überall unterwegs sind. Zur Einschüchterung, sagt er, und lacht: Viel zu langweilig, er steht lieber hier.

Wir stellen fest, dass es in diesem Dürresommer keinen englischen Rasen mehr gibt, auch nicht in den Parks. Und dass man von den Wellington Barracks eine wirklich schöne Sicht auf die Bobbies hat, wenn sie von ihrem Auftritt zurück kommen. Die Royal Military Chapel hat viele alte Fahnen, alleine schon hier könnte man verweilen.

Rund um Big Ben die selben unfassbaren Massen. Dabei fehlen im Moment ja die chinesischen und russischen Touristen… Westminster Abbey peilen wir erst garnicht mehr an. Die Kinder wollen nur noch weg und uns Erwachsenen geht es kaum anders.

Als in einer Seitengasse unerwartet mehrere Streetfoodzelte auftauchen, beschließt die Reiseleitung, dass es Zeit für heiß und fettig ist. Das Falafel schmeckt wunderbar und die Stimmung hebt sich.

Nachdem uns Westminster Abbey zu überlaufen war, halten wir uns an die kleine katholische Schwester Westminster Cathedral. Diese ist katholisch, unten wunderschön, zur Decke hin pechschwarz und unvollendet. Der Plan war, mit dem Aufzug in den Turm zu fahren und den Blick von oben zu genießen. Aber: Es ist August und deshalb wird der Aufzug gerade repariert (Vater und Sohn klatschen sich lachend ab: Wie in Rom, da hatte auch alles Pause). Im Keller der Kirche ist ein kleines, ruhiges, touristenfreies Café. Wir sind wieder mit London versöhnt …

Ein Bummel führt uns zu Harrods. Im Luxuskaufhaus verbringen wir einige Zeit und stellen fest: Die Europäer schauen, die Araber kaufen … und zwar auf allen Stockwerken. Danach huschen wir noch kuzr zum Natural History Museum, denn Dippy ist zurück. Der Dinosaurier hat eine Tour hinter sich und wir schaffen es, auch ohne kostenloses Ticket einen Blick zu erhaschen. Das Museum ist eine Kathedrale des naturwissenschaftlichen Wissens … aber wir sind platt und es hilft, dass es um 17.50 Uhr schließt.

Kilians Traum war Chinatown, aber wir stellen fest: London ist einfach unglaublich weitläufig, so einfach kommen wir da nicht hin. Und alles rund um die U-Bahn Süd Kensington hat zwar viele Plätze im Freien, ist aber … überfüllt. Also steuern wir im sauteuren Stadtteil Kensington einen Asiaten von Kilians Wahl an, doch Nicole bremst unterwegs: Das malayische Restaurant an der Ecke sieht gut aus. Tatsächlich ist Zheng preisgekörnt und ausgezeichnet, wie wir danach feststellen. Das Essen schmeckt ausgesprochen lecker, kostet ein bisschen was und morgen gibt es halt wieder Streetfood.

Zurück in Richmond noch ein Eis (Bällchen in Rosenblätterform, ja, das kostet.) und ein Bummel an die Themse. Danach schreibt die Reiseleitung an der Bar Blog und die Kinder duschen. irgendwie ist es schon wieder spät.

Noch ein paar Bilder vom ersten Tag London

Mittwoch, 3. August 2022

Rundgang durch den Stadtteil Westminster

… noch mehr Bilder vom ersten Tag

Mittwoch, 3. August 2022

Staunen im Harrods, Abstecher ins Museum und Sonnenuntergang an der Themse

London ist zu groß für nur vier Tage

Tag 3: Donnerstag, 4. August 2022

Inzwischen kann man für alle Sehenswürdigkeiten in London Tickets buchen. Mal muss man es vorab, wie im Tower, weil es nur ein bestimmtes Kontingent gibt. Mal wird es bei kostenlosen Attraktionen wie dem Dino Dippy empfohlen, damit es keinen Massenandrang gibt (hahaha…). Die Reiseleitung hat alles gesichtet und dann entschieden, allein den Tower vorab zu buchen. Denn man muss ja jedesmal auch ein Zeitfenster auswählen und das würde schnell jede Spontanität verhindern.

Auf dem Weg zum Tower liegt erst das Monument, das an das große Feuer erinnert. Dahinter ragt mit dem Walkie Talkie das angeblich und wohl auch tatsächlich hässlichste Hochhaus Londons in die Höhe. Halblegal gebaut, mit der Verpflichtung, einen kostenlos zugänglichen grünen Skygarden mit sagenhafter Sicht anzubieten. Okay, die Tickets waren schon ausgebucht, sonst hätte die Reisegruppe unbedingt hingemusst. So schaut Gerald nur kritisch auf die Uhr und es gibt keinen Versuch ohne Ticket - der Tower wartet!

Aber vorher muss noch in die älteste Kirche der Stadt gehuscht werden, die liegt ja auf dem Weg. Und bevor die Truppe protestieren kann, ist die Reiseleitung schon in der Krypta verschwunden….

Vor dem Tower teilen sich die Massen, denn man könnte den “Superbloom” dazu buchen. Aber 2022 ist kein Sommer, in dem man eine bunte Blumenwiese starten sollte. In ganz London gibt es fast keinen Flecken Rasen mehr, rund um den Tower sind entsprechend auch eher verdorrte Pflanzen im Angebot.

Danach beginnt das große Schlangestehen. Unser Zeitfenster für den Eintritt ist 11.30 bis 12 Uhr. Klingt spät, aber wir haben ja 15 Minuten bis zum Bahnhof und dann nochmal 40 Minuten Tube-Fahrt. Dazwischen wollte noch die Oystercardfrage geklärt sein.

Endlich sind wir im wirklich weitläufigen Gelände, endlich haben wir Audioguides für alle vier. Jetzt kann es losgehen. “Ich muss mal aufs Klo”, verkündet Louisa. Die restliche Familie atmet tief durch … Aber immerhin, die Sanitäranlagen im Tower, die nach und nach besichtigt werden, sind alle top.

Dann beginnen wir die Tour. Die Investition in den Audioguide hat sich wirklich gelohnt. Die einzelnen Teile sind kurz, kurzweilig und informativ, jeder kann in Ruhe hören. Das lohnt sich vor allem dann, wenn man sehr sehr lange für die Kronjuwelen anstehen muss. Wir sind dankbar, dass es nur zirka 27 Grad hat, die Sonne sticht auch so genug. Aber Louisa und Kilian sind in dieser Hinsicht ja Kummer gewohnt und verlieren trotzdem nicht die gute Laune. Wir witzeln, ob es so endet wie bei Ötzi. Die Schlange einmal um den Block und dann darf man nur kurz durch ein kleines Fenster linsen….

Aber nein. Viel Info innen, Rollbahnen führen an den Kronen vorbei, die Krone von Queen Elizabeth II darf man gesondert bewundern. Wir verweilen uns, fahren mal links und mal rechts an den Kronen vorbei (vermutlich ist das nicht ganz so gedacht), staunen über den Diamanten in der Krone von Queen Mum …. die Zeit vergeht schnell! Fotos sind drinnen keine erlaubt, deshalb hier etwas aus dem Netz: die Krone von Prinz Charles, der ja als Thronfolger einen eigenen Kopfschmuck hat.

Danach Kaffeepause mit leckerem kleinen Gebäck und es geht weiter in den White Tower. Dazu gibt es viele Geschichten, wie die über die Ehefrau von Herny VIII (?), die enthauptet wurde, weil sie keinen Sohn gebar. Und es gibt so viel zu sehen - zufällig sogar wieder einen kleinen Wachwechsel.

Um 15.30 Uhr eilen wir zur Mauer, um einen guten Blick auf die Towerbridge zu bekommen: Die Brücke wird für ein durchfahrendes Schiff geöffnet. Das passiert etwa 200 Mal pro Jahr, aber es ist natürlich schön, dass es zufällig passt.

(Mehr morgen, wir waren über 12 Stunden auf den Beinen …)

Noch mehr über Tower, Brücke und den ganzen Rest

Donnerstag, 4. August 2022

Man könnte wirklich den ganzen Tag im Tower verbringen. Aber nach gut vier Stunden haben wir vieles gesehen und taumeln leicht benommen von so viel Geschichte und vor allem sehr hungrig nach draußen. Zum Glück gibt es zahlreise Streetfood-Stände. Usbekisch, Waffeln, Libanesisch … nein, heute gibt es erst indisch und dann Nashville Hot Chicken. Sehr lecker und gezahlt wird übrigens durchgehend mit Karte. Bar ist nicht mehr vorgesehen. Was sehr gut passt, denn unsere Pfund sind langsam aufgebraucht und an den Filialen der Partnerbank kann man aus technischen Problemen gerade nicht abheben.

Eigentlich war ja der Plan, danach noch die Towerbridge zu besteigen, an der Themse zu bummeln und dann noch in die Tate modern zu huschen. Aber das ist rein zeitlich schlicht unmöglich. Deshalb laufen wir jetzt einfach zu Fuß über die Brücke, es gibt auch so genug zu sehen. Asiatische Brautpaare, Indische Rikschas, englische Anzugmenschen …

Und der Glasboden, über den man gehen kann, entpuppt sich von unten als sehr kleine Glasfläche. Da muss man sehr sicher auch anstehen und davon hatten wir schon genug.

Am Themseufer ist viel Trubel. Wir schlendern entlang und sind uns etwas uneinig über den weiteren Verlauf des späten Nachmittags. Da melden sich bei Gerald nach drei schlechten Nächten erste Migränesymptome. Die Reiseleitung organisiert gekühlte Getränke und regelt die Bettenverteilung im Vier-Bett-Zimmer neu. Dann versuchen wir, auf dem schnellsten Weg in das ruhige Richmond zu gelangen.

Aber: so leicht ist das nicht. Im riesigen neuen U-Bahnhof London Bridge bricht gerade die abendliche Rushhour an. Wir fliehen wieder nach ans Tageslicht. Dann geht es zu Fuß wieder zum Monument. Dort trinken inzwischen mehrere hundert Londoner ihr Feierabendbier, die Geräuschkulisse ist unglaublich.

Also ab in die U-Bahn. Dort sind wir wahrlich nicht alleine. Denn in der District Line gibt es Signalprobleme und die Züge Richtung Richmond fallen erstmal aus. Die Luft ist tropisch. Als endlich eine Bahn gen Wimbledon fährt, steigen wir ein. Nicole überlegt gemeinsam mit mehreren englischen Mitfahrern, was die beste Option wäre, der Tipp lautet aussteigen in Earls Court. Mit jeder Station wird die Bahn knallvoller, Fahrgäste kommen kaum noch rein, wer aussteigen will, kaum heraus. Die Londoner Tube at its worst. Schlimmer geht es kaum. Aber: Gerald geht es langsam besser, Louisa turnt an den Haltegriffen. Kilian genießt schmunzelnd die Enge, die ihn an sein geliebtes Singapur erinnert. Man muss seine Familie nicht immer verstehen.

Ab Earls Court gelangen wir dann doch recht zügig nach Richmond und genießen nach den Massen in London den entspannten (und ja: mondänen, teueren) Vorort. Das australische fast-vegetarische Gastroschiff auf der Themse ist für die nächsten zwei Wochen ausgebucht. Aber in der Tapasbar kommen wir noch unter und es schmeckt sagenhaft. Zheng vor schon lecker, aber das sind Geschmacksexplosionen.

Danach bummeln wir erst noch gemütlich an der Themse entlang und durch viele Gässchen nach Hause.

Drei Tauers und ein Uhrhan im Tower

Donnerstag, 4. August 2022

… noch ein paar Bilder. Darunter die sehr stimmungsvolle St. Johns Kapelle aus dem Tower und die mittelalterlichen Wohnräume.

Noch mehr Bilder

Donnerstag, 4. August 2022

… und noch etwas Brücke, Trubel und Entspannung in Richmond

Tag 4: Die Wüste lebt

Freitag, 5. August 2022

Zu unserem ersten Ziel können wir zu Fuß gehen: Die Kew Gardens, weltberühmte botanische Gärten mit den viktorianischen Gewächshäusern, die um die Jarhhundertwende (19./20.) zur Weltausstellung gebaut wurden. Am Eingang erklärt uns der freundliche Herr, dass wir knapp 60 Euro zahlen, “Spende inklusive”. Diesen Aufschlag könnte man bei allen staatlichen Einrichtungen leisten, wir verzichten dankend, aber: Guter Versuch. Auch in den Kirchen, Museen und sogar bei den Straßenmusikern stehen übrigens kleine Kartenlesegeräte: Nur einmal kurz mit der Karte drauftippen und 2/5/ … spenden.

Selbst im botanischen Garten macht sich die Hitze bemerkbar. Fast kein grüner Flecken Rasen mehr, hier und da werden Bäumen als Rettungsversuch bewässert. Im Innern der Gewächshäuser natürlich sattes Grün. Und im Palmenhaus ist Kilian im großen Glück:. Heiß und feucht, genau seine Klimazone.

Die Außentemperatur ist mit 24 Grad sehr angenehmen. Die Lärmbelästigung dank der Einflugschneise von Heathrow ist beträchtlich. Tagsüber donnern alle eineinhalb Minuten landende Flugzeuge so nah über uns hinweg, dass man oft die Fluglinie ablesen kann.

Wir bummeln entspannt, es ist relativ wenig los. Hoch auf den Baumwipfelpfad, der zwischen Maronenbäumen (pfälzisch: Keschde) errichtet wurde und einen Blick bis in die Innenstadt bietet.

Zeit für einen Kaffeestop, doch an der ersten Brassiere (weiße Tischdecken, viel Besteck) holen wir uns eine Abfuhr: Hier gibt es nur kompletten Lunch. Aber um die Ecke gibt es ein großes Café mit sagenhaft leckerem Kaffee, Sandwiches und Kleingebäck.

Danach steuern wir den Lieblingsplatz an: das kleine Gewächshäus mit Waterlilies, Seerosen mit riesigen Blättern.

Noch eine kleine weitere Runde, dann müssen wir los zur Tube. Um 15 Uhr hat Nicole eine Verabredung mit Michelle, ihrer Freundin aus Studienzeiten. Der Rest der Familie will nochmal in das Naturwissenschaftliche Museum. Doch an der U-Bahn steht wieder eines dieser Schilder. Diesmal Verspätungen wegen Vandalismus und Kabelklau…

Um 15 Uhr sehen sich Nicole und Michelle nach 27 Jahren Freundschaft nach 6 Jahren endlich wieder und plaudern die nächsten 7 Stunden einfach mal durch. Im Vicotria & Albert Museum mit seinem wunderschönen Innenhof.

Ein Bummel durchs Museum scheitert daran, dass gerade eine Fashion-Show (gegen Geld und lange Warteschlange) läufft und es schlicht nicht genug Personal gibt, um die anderen Abteilungen offen zu halten. Aber das macht nichts, wir haben genug zu erzählen. Zum Abendessen geht es nach Covent Garden in die japanische Kette Wagamama, kurz vor 23 Uhr holt Gerald Nicole am Bahnhof Richmond zu Fuß ab.

Die anderen drei waren noch in Kensington Park und dann gemütlich mit Sandwiches in Richmond an der Themse.

Grün, grün, grün

Freitag, 5. August 2022

Noch ein bisschen Grün aus den Kew Gardens.

So viel zu sehen

Freitag, 5. August 2022

Und noch ein paar Fotos aus dem V&A, dem naturhistorischen Museum, Parks ….

Pausenkunst

Tag 5: Samstag, 6. August 2022

Der Blogeintrag über den Samstag (Spoiler: Viel geplant, dann kam alles anders) wird erst morgen auf der Fähre nach Irland geschrieben. Deshalb quasi als Pausenmusik ein paar Fotos aus der National Gallery, der wir immerhin einen Blitzbesuch von 20 Minuten abstatten konnte.

Life is what happens, while you are making other plans

Samstag, 6. August 2022

Der Plan: Morgens shoppen, um 15 Uhr unter dem London Eye (sündhaft teures Riesenrad. Aber von unten schauen kostet ja nichts) Michelle und Familie treffen, an der Themse entlang bummeln, danach noch in die Tate Modern huschen.

Die Realität: Bis wir (ein Badezimmer für vier Personen…) endlich am Bahnhof sind, ist es nach 10 Uhr. Als wir in Earls Court aussteigen, um die U-Bahn-Linie zu wechseln, erklingt eine Durchsage: Der Bahnhof muss wegen eines Notfalls sofort geräumt werden. Wir machen das, was die Einheimischen auch tun: Zurück in die Bahn springen. Danach steigen wir in South Kensington aus, wollen umsteigen und stellen fest, dass jetzt offensichtlich keine Bahnen mehr fahren. Das Personal öffnet alle Ausgänge, damit sich auch dieser Bahnhof schnell leert. Nicht gut. Wir sind ganz schnell draußen. Später stellt sich übrigens heraus, dass es keine Terrorgefahr gab, sondern eine Kombination aus Brand in Hammersmith, ausgefallenes Signal, geplante Bauarbeiten ….

Da einige Familienmitglieder gerne Sanitärräume besichtigen würden, geht es in das V&A Museum direkt um die Ecke. Denn Nicole hatte ja am Vorabend gelernt, dass es dort kostenlosen Eintritt und einen schönen Innenhof gibt. Dort kann sie auch gleich im Brunnen / Becken, in dem sonst vor allem kleinen Windelträger flitzen, ihre Füße kühlen. Wunderbar.

An der U-Bahn-Station bringt die freundliche Tube-Mitarbeiterin für uns in Erfahrung, welchen Bus wir nehmen können. “Bitte warten Sie hier, ich frage jemanden, der sich damit auskennt”. Hach, könnte man sämtliche deutschen Dienstleistungsmitarbeiter bitte mal hierher auf Schulung schicken? Es überwältigt jedes Mal aufs Neue. Kurz darauf zuckeln wir in einem roten Doppeldecker gen Piccadilly Circus. Bis der Busfahrer aufs Klo muss und uns mal kurz parkt …. Aber der Weg ist ja das Ziel.

Am Piccadilly ein kurzer Fotostopp, danach geht es endlich zu dem Ort, den sich der Nachwuchs seit Tagen wünscht: Chinatown! Inzwischen ist auch Mittagessenszeit, wir steuern mit “Beijing Dumplings” einen Tipp aus dem Reiseführer an. Holztische im Kellergeschoss, kleine Karte zum Ankreuzen sehr leckeres, sehr authentisches Essen. Kostet die Hälfte vom feudalen Zheng, schmeckt mindestens genauso gut und doppelt so gut wie bei Wagamama. Danach erkunden wir noch äußerst ausführlich den Supermarkt um die Ecke.

Der Programmpunkt Covent Garden wird schwierig, London ist an diesem Samstag noch voller, als vorher. Kaum zu fassen. Inzwischen gibt es eine unglaubliche Fülle an Straßencafes, die natürlich alle voll sind. Wir retten uns in einen Teeladen und trinken mehrere Liter an den Probierstationen - danach kaufen wir aber auch dort ein.

Um 16 Uhr treffen wir Michelle und ihre Familie nur ein paar Straßen weiter. London Eye wäre für uns beide ein Umweg gewesen. Bei Kaffee, Bubble Tee und Orangensaft verplaudern wir zu acht eineinhalb Stunden. Wobei manche eher zuhören, als selbst zu kommunizieren. Aber danach immerhin sagen, dass sie alles verstanden haben.

Am Trafalgar Square trennen sich unsere Wege. Wir stellen fest, dass wir ja direkt vor der National Gallery stehen und diese noch 20 Minuten geöffnet hat. Im Museum staunen die Eltern: Klimt! (Gerald) Van Gogh! (Nicole), und die Geschwister wundern sich, was das für Sonnenblumen sein sollen, zu denen es die Familie auf einmal so eilig hat …

Überall erklingt an diesem Tag Musik. Erst in Covent Garden, dann am Trafalgar Square. Und als wir am Abend unsere Sandwiches (Meal Deal! Tesco! günstig!) am Themseufer in Richmond auspacken, baut kurz darauf hinter uns erneut eine Band ihr Equipment auf. Ein schöner Abschluss für vier trubelige Tage London.

Wunderbares Chinatown

Samstag, 6. August 2022

Hier sind noch ein paar Bilder aus Chinatown.

Von einer Insel zur anderen

Tag 6: Sonntag, 7. August 2022

Um 8.48 Uhr starten wir in Richmond gen Hafen in Pembroke. Eigentlich sind wir super in der Zeit, denn die Fähre geht erst um 14.45 Uhr. Die Autobahnen haben keine regulären Parkplätze, sondern nur große Rastplätze und das in großen Abständen. Wir rollen erst durch England, dann durch Wales.

Aber natürlich wird es dann doch wieder knapp und nichts mit dem Sandwich-Einkauf bei Tesco unterwegs. Denn ein Kaffee-Toiletten-Stopp braucht viel zu viel Zeit. Die Tochter verliebt sich in ein glubschäugiges Stofftier und gibt ihm schon Namen, doch die herzlosen Eltern sehen nicht ein, dass Tippy einen Platz im Kinderzimmer bekommen soll. Drama. Der Sohn bewegt sich mit Teenagerschneckengeschwindigkeit durch die Landschaft. Und auf einmal ist es mal wieder verdammt knapp. Die letzten Kilometer verbringen wir in einer Autoschlange mit anderen Menschen, die offensichtlich zur Fähre wollen. Um 14.08 Uhr rollen wir in den Hafen und die Reiseleitung wird schon direkt mit einem “Bist du Nicole?” und einem breiten Lächeln begrüßt.

Brexit, war da was? Nein, unsere Pässe will keiner sehen, weder auf der englischen noch später auf der irischen Seite.

Die Fähre unter griechischer Flagge legt pünktlich ab, fährt bestimmt noch eine Stunde an der walisischen Küste entlang und braucht ingesamt 4 Stunden. Die Ausstattung ist okay. Im Kino läuft Sing 2, es gibt ein paar Verpflegungsstellen, die wir diesmal aber meiden und lieber unsere Reste verzehren. Und wir bekommen bequeme Sessel mit Blick aufs Meer. Dort sehen wir tatsächlich Delfine, die munter vor dem Schiff durchs Wasser hüpfen. Natürlich nie dann, wenn man eine Kamera bereit hätte - aber sie waren wirklich da.

Um 18.45 Uhr kommen wir pünktlich an. Glück gehabt, erst vor ein paar Tagen mussten mehrere Schiffe sechs Stunden warten, erzählt uns später der Vermieter.

Irland macht es uns leicht, sich spontan zu verlieben: Sattes grünes Gras, Palmen, es blüht an jeder Ecke. Wir zuckeln gen Kilkenny und kommen um 20.15 endlich im Bed and Breakfast an. Zwei große gemütliche Zimmer warten auf uns, schade, dass wir nur eine Nacht bleiben. Der Vermieter schickt uns sofort los zum Abendessen: Aus Personalmangel schließen viele Küchen um 21 Uhr.

Wir stranden nach einigen Absagen in der recht hochpreisigen Italien Connection. Als die Rechnung kommt, entdeckt Nicole die knausrige Schottin in sich: Über 80 Euro für Kindernudeln, Pasta Bolognese, einen Pizza und einen kleinen Salat? 7,50 Euro für einen kleinen namenlosen Weißwein? Ausnahmsweise weist sie nicht darauf hin, dass der Orangensaft auf der Rechnung fehlt gibt dafür lieber satt Trinkgeld. Geht garnicht, sagt die moralische Instanz namens Kilian, da leide jetzt das Karma.

Die Diskussion begleitet uns noch auf dem Weg durch das nächtliche Kilkenny. Aus fast jedem Pub kommt Musik, auf den Straßen sind noch Menschen unterwegs, manche sogar nüchtern.

Einmal quer durch Irland

Tag 7: Montag, 8. August 2022

Das Frühstück bekommen wir in einem liebevoll gepackten Korb aufs Zimmer gebracht. Aber da die Sonne strahlt, können wir sogar im Freien essen. Danach zieht es uns am kleinen Kanal entlang nochmal in die Innenstadt.

Die St. Canice Cathedral wurde 1251 begonnen und kostet als Familie 20 Euro Eintritt. Den Rundturm nebendran sparen wir uns. Tatsächlich gibt es in der Kirche viel zu sehen. Sehr hübsche Geschichte: Alice Kyteler sollte als Hexe verbrannt werden, schickte dann aber ihre Magd. Das Kreuz, das ihre Grabstätte ziert, wird inzwischen als Schmuckstück verkauft - und wer verdient daran? Die Kirche. Genau mein Humor … Schon eher tröstlich die Legende, dass dann der Bruder von Alice für den Einsturz der Kirche verantwortlich gewesen sein soll (Er ließ als Beweis seiner Frömmigkeit Bleiplatten auf das Kirchendach legen).

Weiter geht es noch zur Black Abbey mit wunderschönen Glasfenstern und zur St. Marys Cathedral. Und dann sind immernoch fünf Kirchen in der Stadt übrig …

Als kleine Entschädigung gibt es Bubbletee. Dann führt uns der Weg durch den sehr weitläufigen, sehr grünen Schlosspark zurück zum Auto. Ein hübsches kleines Städtchen, in dem man noch Verweilen könnte. Aber wir haben ja noch Strecke vor uns. (Inzwischen haben wir übrigens gelernt, dass Hurling eine beliebte Sportart ist und das Team aus Kilkenny, die Cats, dabei waren, Sieger der All-Irland-Spiele zu werden. Gelb-Schwarze Fahnen überall)

Etwa eine Stunde Fahrt ist es zum Rock of Cashel, Ruinen auf einem Hügel. Aber vorher suchen wir in dem Örtchen etwas zu essen. Viel los, aber wir finden ein Plätzchen und mit etwas Wartezeit auch leckeres Essen.

Danach geht es hoch zum Rock of Cashel. Sehr beeindruckende Ruinen. Aber wenn man nicht das Glück hat, dass gerade eine (kostenlose) Führung läuft, erfährt man eher wenig. Denn Tafeln gibt es überhaupt keine, das Faltblatt verliert sich in architektonischen Details. Toiletten gibt es auf dem Hügel übrigens keine, dazu muss man wieder ins Dorf. Eine Kapelle innerhalb des Geländes müsste man extra bezahlen. Also durchaus noch Luft nach oben, so museumspädagogisch betrachtet. Aber: Ausgesprochen stimmungsvoller Ort. Im Reiseführer kann man außerdem nette Legenden zu St. Patrick nachlesen.

Danach geht es nochmal zweieinhalb Stunden gen Norden, bis wir gegen 20 Uhr in unserer Ferienwohnung ankommen. Mitten im Grünen, vermietet von der Französin Christelle, ihrem Mann und den drei Töchtern. Nach der Enge im Vierbettzimmer in Richmond auf einmal ziemlich viel Platz.

Montag, 8. August 2022

Graue Steine mit Geschichte

… und hie sind noch ein paar Bilder aus Kilkenny und dem Rock auf Cashel

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