Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Wir fahren ja oft weg, aber irgendwie ist diesmal Vieles anders: Kurz vor der Abreise gibt es daheim also eine Kuscheltierkrise. Kilian weigert sich zum ersten Mal, Schaf Charlotte - flauschige Weggefährtin seit seinem ersten Osterfest - einzupacken. Sie könnte in der Ferne verloren gehen, das Risiko ist ihn zu groß. Auch werden nur ein paar farblose Autos eingepackt, damit nicht ein geliebtes Hootwheel im australischen Sand stecken bleibt.
Wir starten schon gegen 10.30 Richtung Flughafen - das schaffen wir sonst nicht mal nach Würzburg. Und wir haben das erlaubte Gewicht der Koffer mit 50 Kilo um 30 Kilo unterschritten! Aber in Australien ist ja bestimmt schon Sommerschlussverkauf...
Zum Glück sind Oma und Opa aus Würzburg an den Flughafen gekommen und helfen, die lange Wartezeit zu überbrücken. Das hat man dann ja davon, dass man einmal ganz früh dran ist ! Beim Einchecken stellen wir schon fest: Es lohnt sich, Kinder dabei zu haben - auf einmal sind wir fast immer in der ersten Reihe und die Ausbeute an givewaways ist schnell sagenhaft.
Der Flug nach Dubai läuft ruhig: Kilian ist mit seinem eigenen Bildschirm vollkomen ausgelastet und schaut erst zweimal ¨Ich einfach unverbesserlich - Teil 2¨, danach noch Robin Hood auf englisch, Louisa hält immerhin ein kurzes Nickerchen und kann sich danach (im 5-Minuten-Takt) für jeden Disneyfilm begeistern, der wahlweise einen Hund oder ein Pferd enthält. Den Flughafen in Dubai hatten wir schon auf dem Flug nach Südafrika 2002 kennengelernt und wieder festgestellt: Wer Gold oder Parfum kaufen will, ist da richtig, alle anderen nicht. Zumindest nicht, wenn sie gerade nicht die Muße für einen ausgiebigen Bummel in der Ladenzeile haben. Die langen Transportbänder sind dafür der Renner, zumindest bis zum ersten Sturz. Und etwas landet dann doch auf der Einkaufsliste für den Heimweg - echte Kamelmilchschokolade!!!
Der nächste Langstreckenflug ab 3.15 Uhr Ortzeit Dubai ist dafür superentspannt: Kilian verputzt erst noch eine komplette Packung Schokowaffeln und verschläft danach den siebenstündigen Flug beinahe komplett. Louisa schlummert immerhin drei Stunden - und Gerald und Nicole kommen immerhin auch auf etwa zwei.
Um 14.30 landen wir in Singapur, um 15 Uhr machen wir uns schon auf die Suche nach einem Taxi. Alle Koffer sind da, sogar die kritischen Kandidaten Kraxe und Buggy! Selbst bei der Passkontrolle geht es flott, obwohl die lokalen Behörden sehr geordnet sind und offensichtlich ganz wenig Spass verstehen. Aber zwei blonde, strahlende Kinder helfen auch hier, Beamtenherzen zu erweichen. Selbst für das Taxi gibt es dann eine Schlange, in die man sich einreihen muss, bevor man dann einen Wagen zugeteilt bekommt. Natürlich gibt es schon erste Verluste an der pädagogischen Front: Kilian hat vom Gucken im Flugzeug eckige Augen, Louisa kommt mit Schokomuffins und süßen Säften durch den Tag. Und während Nicole (zur steten Freude von Gerald und zum Staunen aller Stewardessen) bei Louisa im Flieger auf einen knallgelben, sperrigen, aufblasbaren Sicherheitssitz namens Luftikid besteht, sitzt das Küken im Taxi natürlich auf Mamas Schoß. Gibt es für Kindersitz überhaupt eine chinesische Vokabel?
Singapur macht uns schon auf der Fahrt in die Innenstadt Spaß: Tropische Pflanzen, über 25 Grad Wärme, ein mitteilungsfreudiger chinesischer Taxifahrer - langsam fühlt es sich wie Urlaub an! Im Hotel ¨Duxton¨, nahe der ehemaligen Rikschastation, angekommen gibt es kurz Verwirrung: Im Zimmer steht nur ein Doppelbett, obwohl wir für alle vier jeweils 56 Euro pro Nacht gezahlt haben. Nachdem wir alle verfügbaren Dokumente herausgeholt haben, gibt es mit tausend Entschuldigungen ein anderes Zimmer, immerhin mit drei Betten. Noch ein Sprung unter die Dusche und der erste Stadtbummel kann losgehen.
Nur wenige Querstraßen entfernt beginnt Chinatown. Da gerade Neujahrsfest gefeiert wird, ist das Viertel knallbunt geschmückt. Wir bestaunen erst die feuerroten Accessoires, die ein großes Zelt anbietet, dann machen wir uns auf den Weg zum ¨Temple of the sacred tooth relic¨. Der recht neue, riesengroße Tempel empfängt uns mit dem Geruch von Räucherstäbchen. Kilian legt die Angabe ¨ ein Stäbchen für jeden Besucher ist frei¨ wie üblich großzügig aus und fügt der Sammlung in einem großen Topf noch zwei hinzu. Und Nicole wird direkt am Eingang wegen zu knapper Kleidung ermahnt und zu der Kiste mit den verhüllenden Tüchern geschickt - ups… Drinnen gibt es zahllose große und kleine Buddhas, riesengroße Statuen, viel goldene Pracht und mehr echte Gläubige als Touristen. Wegen der Feierlichkeiten sind die oberen Stockwerke schon geschlossen, so dass wir auf Buddhas Zahn vorerst verzichten müssen. Aber wir sind sowieso schon reizüberflutet und haben Hunger. Der Taxifahrer hatte uns einen ¨food court¨, also viele Straßenküchen unter einem festen Dach, gegenüber vom Tempel empfohlen. Tatsächlich hält dort vermutlich kein einziger Stand das ein, was in Deutschland als Hygienestandard gilt, denn es geht um echte Handarbeit - und riecht unglaublich lecker. Wir ziehen von einem Stand zum anderen, entscheiden uns natürlich gegen die Schildkrötensuppe, aber für einmal Wanton Teller und einmal Ente mit Reis. Während Kilian gleich Reis mit Sojasoße verschlingt, hält sich Louisa an den Guavensaft. Klar, mit einem Schokomuffin im Bauch…
Danach bummeln wir Richtung Hafenpromenade Clarke Quay, über unseren Köpfen schweben zahllose orangene Lampions in der Form von Pferden - und es dauert eine Weile, bis uns klar wird, dass wohl das Jahr des Pferdes bevorsteht. Wir stellen fest, dass die grünen Ampeln direkt anzählen, wie viele Minuten es noch bis zum definitiven Rot dauert (und dass man dann am besten schnell von der Straße springt)und dass es in der Stadt wohl keinen einzigen Hundehaufen gibt. Nein, an dieser Stelle keine schlechten Witze über die asiatische Küche, dafür war das Essen viel zu lecker! Bei einem lauen Lüftchen sitzen wir an der Hafenmauer, zählen Bötchen, lassen die Kinder rennen und machen uns wieder auf den Fußweg zurück. An einer kleinen Bäckerei testen wir noch eine lokale Besonderheit: ¨Floss¨, ein süßes Brötchen, überzogen mit flauschigem Schweinefett. Eine wilde Mischung, die zumindest uns Eltern sehr gut schmeckt. Louisa und Kilian halten sich dafür an … Cranberrystangen und Schokomuffins. Danach landen die Kids noch in der Badewanne und dann ab ins Bett.
Nachts um 3 Uhr fängt Kilian an zu motzen: Ich kann nicht mehr schlafen! Gerald, Nicole und Louisa auch nicht, es ist ja schließlich für uns auch erst 19 Uhr! Dafür schlummern wir weit in den Morgen und nutzen, dass es bis 10.30 Uhr Frühstück gibt. Um 11.30 Uhr haben wir alles gepackt, stellen unsere Koffer ab checken aus und machen uns auf den Weg zum neuen Szenehotel Marina Bay Sands. Auf den drei Säulen ruht ein Schiff mit weiter Sicht - der Zugang kostet satte 42 Dollar, aber die Sicht ist auch sagenhafen. Leider liegt die Stadt wieder im Dunst und die hohe Luftfeuchtigkeit setzt unserer übermüdeten Truppe ziemlich zu. Also werden auch die Besichtigungspläne eingedampft und es geht in die Gardens by the Bay, eine frisch angelegte große Parkanlage, die grundsätzlich kostenlos ist. Ein Baumwipfelpfad zwischen künstlichen Bäumen und zwei große Klimazonengewächshäuser wären bestimmt nett, aber teuer - und wir sind dafür einfach zu platt (später wird sich zeigen, dass es ein Glück war, dass wir unsere Dollars zusammengehalten haben) Kostenlos sind dafür drei große Spielplätze und dort verbringen wir auch den Nachmittag.Typisch Singapur: Selbst die öffentlichen Toiletten sind dort so sauber, dass man bedenkenlos barfuss bleibt, angestellte Aufpasser haben ein Auge auf die Kinder … dass es in diesen Gärten jedoch überhaupt keine Insekten oder Vögel zu geben scheint, ist uns dafür doch ziemlich unheimlich.
Zurück im Hotel bestellen wir gut 3,5 Stunden vor dem Flug ein Taxi. Zeitig, finden wir, denn die Fahrt hatte ja nur 30 Minuten gedauert. Aber das war am Mittwochnachmittag, nicht am Freitagabend. Das Hotel kann zur besten Feierabendzeit und Rushhour kein regular taxi (Wir hatten dafür 24 Dollar gezahlt) auftreiben, hat aber für diesen Fälle eine Fahrservice für 65 Dollar im Angebot - und tatsächlich hatten wir keinen einzigen Cent mehr im Geldbeutel übrig. Der Fahrer war wieder ein gesprächiger Chinese und nun haben wir Insiderwissen über das aufbereitete Schmutzwasser (Never buy green water! Always buy fresh water!), die Bauzeit der Stadtautobahn unter dem Meer und die Regierungspläne, den Flughafen bis 2025 zum zwingenden Drehkreuz in Asien auszubauen. Kilian und Louisa wurden von ihm mit einem Flachbildschirm, ¨ alvin und die Chipmonks¨ und Gummibärchen versorgt. Da verging auch die Zeit im langen langen Stau ganz schnell…
Entschuldigung liebe Scheichs, aber Changi Airport ist im Vergleich zu Dubai Luxus pur: Grünflächen und Kinderspielbereiche, nette Restaurants, kostenloses Internet und ein Kakteengarten im Freien, von dem aus man die Landeflächen sehen kann. In den anderen Terminals gibt es noch einen Schmetterlingsgarten etc … wir freuen und schon auf den Rückflug!
Abflug in Singapur ist um 22.15 Uhr Ortszeit, Landung in Melbourne um 9 Uhr Ortszeit 7 Stunden später. Kilian entpuppt sich als Langstreckenprofi und schläft schon vor dem Start. Diesmal zwar nicht bis zur Landung, aber auch die Zeit dazwischen übersteht er locker. Louisa schläft auch schon vor dem Start, aber nur drei Stunden - eineinhalb Stunden vor der Landung schläft sie zwar wieder ein, hält dazwischen aber Nicole gut auf Trab. Als ob Mamas Nerven nicht schon von den Turbulenzen über Jakarta und der australischen Küste genug angespannt wären … aber wer trotz Flugangst ausgerechnet einen Flug nach Neuseeland bucht, der muss da durch.
Viel hatten wir vorher über die Einreise nach Australien gehört - wir mussten ausfüllen, dass wir saubere Schuhe haben, das Visum parat halten etc. Und dann ging alles in fünf Minuten, auch das Gepäck war prompt da und das Taxi bekamen wir auch wieder hochoffiziell nach einer Warteschlange zugeteilt. Einen Minibus mit einem sehr ernsthaften, jungen, ostafrikanischen Fahrer, der kein Wort zu viel sprach.
Dafür aber gut verdiente: Nicht 18 Dollar, wie es die Schilder am Flughafen empfahlen. Nicht 50 Dollar, wie es im Reiseführer hieß. Sondern 64 Dollar … (Kindersitz? Man, you must be joking) Immerhin bekamen wir unser Zimmer schon früher, stolperten im Halbschlaf zum nächsten Supermarkt und fielen dann alle vier bis zum frühen Abend in Tiefschlaf.
Um die Ecke der erste Spielplatzbesuch. Keine Spinne in Sicht, dafür kreist eine Papageienfamilie über uns (Louisa: ¨ laut!¨) und wir bewundern den BBQ-Platz direkt nebenan. Danach suchen wir uns in der schicken Chapel Street ein Restaurant, was am Samstagabend garnicht so leicht ist. Wir sehen Junggesellinnenabschiede und viele Mädels, die nach der guten britischen Tradition ¨hauptsache kurz, egal was es optisch kostet¨ gekleidet sind. Im Orient Tea house werden wir fündig. Und siehe da, fernab von mongolischen Buffets in Deutschland kann sich auch Gerald nach Singapur erneut für die asiatische Küche erwärmen. Kilian isst wieder Reis mit Soja, Louisa scharf gewürzte Nudeln und Nicole Tintenfisch in Knoblauch - yummy! Abends fallen wir alle vier gemeinsam schnell ins Bett. (Deshalb startet der Blog erst jetzt…. ) Kilian schläft durch, aber um 3 Uhr treffen sich Nicole und Gerald hellwach vor dem Kühlschrank und Louisa kräht ¨Papa Licht an! Auch Brot haben¨. Morgens schlafen wir drei wieder tief - wie gut, dass Kilian ziemlich ausgeschlafen die Frühschicht übernehmen kann… (*gähn*)
Es dauert trotz Kilians Weckrufen noch bis 10.30 Uhr, bis wir das Apartment einigermaßen wach, geduscht und mit Aspirin versorgt (Gerald) verlassen. Wir bummeln am Fluss Yarra entlang, auf den Wiesen breiten die Aussies schon ihre Picknickdecken aus, entkorken den Sekt, werfen das BBQ an und feiern sehr entspannt ihren Nationalfeiertag. Ziemlich grandios finden wir, dass neben den öffentlichen, kostenlosen Grillplätzen jeweils direkt die Mülleimer samt Altglasbehälter postiert sind und es auch nie weit bis zur nächsten öffentlichen Toilette ist. Als wir abends zurücklaufen wird immernoch friedlich gefeiert, vor dem Klohäuschen sind dezente Schlangen und von Krawall in jeder Form keine Spur.
Im Royal Botanic Garden essen wir zu Mittag - meilenweit entfernt vom deutschen Kantinenangebot, das es oft in den Parks oder Museen gibt (Obstsalat, Salat mit braunem Reis und Gemüse, Schinkenfrittata und salziger Muffin) - als plötzlich eine Kunstfliegerstaffel über die Stadt hinwegdonnert. Alle stürmen ins Freie, legen den Kopf in den Nacken und staunen mit offenem Mund. Die Show der roten Flugzeuge ist einfach beeindruckend!
Durch den Rummel rund um das Kriegerdenkmal und eine Oldtimerparade bahnen wir uns den Weg in die Innenstadt und stellen fest: Straßenschluchten an einem Sonntag sind mit zwei kleinen Kindern eher eine Qual, denn eine Freude. Also finden wir erst ein kleines Cafe (mit wifi für die Eltern und heißer Schokolade für die tapferen Kids) und machen uns dann mit einem Spielzeugstopp auf den Rückweg.
Eigentlich wollten wir abends noch in die Docklands fahren und dort das große Abschlussfeuerwerk bewundern. Doch da wir alle zu platt sind, machen wir einen Abendspaziergang zu einer Brücke, die als DIE Feuerwerksbrücke gilt - und sehe nur ein paar Raketen weit genug aufsteigen. Dafür lernen wir eine nette australische Familie kennen, die ebenfalls vergeblich in den Nachthimmel starrt. Von ihr erfahren wir, dass das Feuerwerk wegen des Endspiels der Australien Open vom Botanischen Garten in die Docklands verlegt wurde, da die Spieler die zehnminütige Unterbrechung wegen des Spektakels nicht schätzen. Und dass das mit den giftigen Spinnen und Haien alles halb so wild ist. Wir sollen ausrichten: Alles ein Mythos! Ist hiermit geschehen …
Der Tag nach dem Nationalfeiertag ist auch immer ein Feiertag - deshalb haben heute alle Geschäfte geschlossen. Also außer einigen Lebensmittelläden und den Shops in den großen Einkaufszentren. Wir durchschauen das System nicht wirklich, planen aber angesichts der plötzlichen Hitze von 35 Grad einen (klimatisierten) Museumsnachmittag und streichen das restliche Programm.
Zuhause sind wir schon eine anerkannte Familie Murmeltier, die diese ¨früher Vogel fängt den größten Wurm¨-Geschichte gerne anderen überlässt. Der nur langsam nachlassende jetlag verstärkt das noch und so machen wir uns getgen 12.30 Uhr auf den Weg. Diesmal erkunden wir, wie schnell uns die Bahn zum Ziel bringt. Am Bahnhof stoßen wir auf einen VodafoneShop, haben jetzt eine australische Mobiltelefonnummer und (Nicole: ¨ endlich!¨) über diverse mobile Endgeräte Zugang zum Internet.
Das Melbourne Museum hat wieder ein Cafe mit leckerem großen Angebot und die einzelnen Abteilungen können eine Familie locker zwei Tage beschäftigen. Wir arbeiten uns über den Forest Walk zu den Dinosauriern und danach zu den Bugs vor. Kilian entdeckt eine frühe Leidenschaft für Insektenhorrorfilme und lacht sich über einen Zusammenschnitt von Trashfilmen wie Tarantula schlapp. Nicole kann darüber nur sehr müde lächeln und eist sich mühsam wieder von der Schautafel über giftige Schlangen los, um sich gemeinsam mit dem Sohn das ¨ best of bugs¨ anzuschauen (¨Mama, das ist soooooo lustig. ¨ Was das Kind nicht weiß: Mama gruselt sich heute noch im Rückblick über den Ameisenhorrorfilm, den sie vor mehreren Jahrzehnte gesehen hat.) Louisa entdeckt dafür, dass man Exponate ja erklettern kann. In den vergangenen Tagen hat sie schon gelernt, dass sie sehr schöne Effekte erzielen kann, wenn sie im Aufzug den Alarmknopf - den sie erstaunlicherweise immer recht schnell findet - drückt. Wir bleiben bis das Museum um 17 Uhr schließt, gehen danach noch in den Supermarkt, huschen zum Abkühlen in den Pool des Aparthotels und dann geht es einigermaßen zügig nach einer großen Portion Nudeln ins Bett.
Melbourne ist übrigens für seine Wettereskapaden durchaus berüchtigt - neulich hatte es erst 44 Grad, am Tag darauf dann wieder 19 Grad. Auch am Sonntag war es es angenehm kühl. Und für morgen, Dienstag, sind je nach Wetterdienst jetzt wieder knapp 40 Grad gemeldet...
Der Wetterbericht stimmt. Und so bruzzelt uns die Sonne schon am frühen Morgen in das Apartement. Da alle Versuche, den Autoverleih telefonisch zu erreichen, scheitern, nehmen wir schließlich ein Taxi, um noch rechtzeitig im Norden der Innenstadt (in allen australischen Städten nur kurz als CBD, Central Business District, bezeichnet) bei europcar zu sein. Wir lassen unseren VW Passat noch eine Weile dort stehen und bummeln zu den historischen Markthallen des Queen Victoria Market - in den einzelnen Hallen gibt es mal Fleisch, mal Fisch, mal Delikatessen. Und zum Beispiel einen Bratwurstshop, der die Bratwurst samt Sauerkraut im Brötchen serviert und als ich dort Kaffee hole, gerade von einer asiatischen Gruppe gestürmt wird.Wir halten uns an Falafelwraps und Croissants und suchen dann die kostenlose historische Straßenbahn, die einmal im Kreis alle Sehenswürdigkeiten der Innenstadt abfährt. Eine freundliche Australierin läuft direkt mit hin - überhaupt ist der Grundton hier einfach sagenhaft relaxed und nett. Das fängt schon damit an, dass man an der Straßenbahnhaltestelle mit der Leuchtschrift ¨Willkommen zurück nach dem langen Feiertagswochenende. Es ist heiß heute. Damit der Verkehr rollt, haben wir mal ein paar Züge mehr eingesetzt¨ empfangen wird und geht damit weiter, dass man hier kaum etwas verlieren kann, weil es einem direkt hinterher getragen wird (Louisa: Sonnenhut. Nicole: Sonnenbrille).
Die Bahnfahrt dauert eine Stunde, die Sonne brennt immer heißer und wir beschließen, sämtliche Pläne zu streichen und zurück ins klimatisierte Apartment zu gehen. Auf dem Weg zum Autoverleih flüchten wir uns kurz in ein kühles Unigebäude, tanken kalte Getränke an der Bar und Louisa mischt eine Vorlesung auf. Denn wenn ein süßes kleines blondes Mädchen durch eines der vielen Fenster in den Hörsaal lugt, dann müssen die Studies samt Dozentin einfach komplett aufspringen und zurückwinken…
Wir verbringen ein paar kühle Stunden im Apartment, dann wird Nicole hibbelig - die Kinder müssen gelüftet werden! Der botanische Garten ist doch gleich um die Ecke! Etcetc. Gerald gibt zu bedenken, dass bei dieser Hitze wohl kein Australier so irre ist, sich draußen zu bewegen. Wir irren uns beide: Im Garten hat kein Cafe mehr geöffnet, die Kinder werden schnell rotbackig und verschwitzt (Kilian fleht geradezu, wieder ins Auto zu können) und schlafen nach zwei Kurven tief und fest. Die Einheimischen hingegen haben wahlweise die Joggingschuhe geschnürt und traben in ganzen Kolonnen durch den Park oder sind, ausgerüstet mit Decken und Kühltaschen, in Heerscharen auf dem Weg zum Freiluftkino im botanischen Garten. Dabei haben wir sogar ein Pärchen gesichtet, das in langen Hosen und Hemd, bzw makellosem Kleid unterwegs war, fröhlich die Sektflasche schwenkte - und keinen einzigen Schweißtropfen zeigte!