Australien - Neuseeland

Deutschland > Singapur > Australien > Neuseeland > Singapur > Deutschland vom 22. Januar - 30. März 2014
Der original Blog "4ofakind" ist unter majornature.tumblr.com zu finden. Wir, das sind Nicole, Gerald, Kilian(6) und Louisa(2) aus Speyer.
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Tag 8: Mittwoch, 29. Januar

Ausflug mit dem dampfenden Billy

Plötzlich hat es wieder nur 23 Grad. Mit dem Mietwagen (natürlich vorschriftsmäßig mit zwei Kindersitzen ausgestattet) fahren wir an den Stadtrand von Melbourne, zu den Dandenong Ranges. Das sanfte Mittelgebirge ist nur zirka 50 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, konstanter roter Welle dauert die Fahrt aber eine gute Stunde.
Unbenannt Puffing Billy hatte Anfang des 19. Jahrhunderts dazu beigetragen, das eher abgelegene Gebiet zu erschließen. Nach einem Erdrutsch und mangels Nachfrage wurde die Strecke in den 1950ern aber stillgelegt. Schon kurz darauf gründete sich aber ein kleiner Verein, der sich den Erhalt der Strecke zum Ziel gesetzt hatte. Inzwischen ist Puffing Billy die beliebteste Dampflok Australiens, liebevoll gepflegt von 600 Freiwilligen, darunter viele ehemalige Eisenbahner. Und an 40 Grad-Tagen muss die Dampflok im Schuppen bleiben - dann ist die Brandgefahr zu hoch und der ¨Total Fire Ban¨ greift.
Unbenannt Unbenannt Anders als bei vielen touristischen Dampfloks wird hier noch bis auf das letzte Detail geachtet - vom Station Master, der vor der Abfahrt am Gleis mit der Glocke entland geht bis zur kleinen Löschdraisine, die hinterherzuckelt. Und alle, an denen der Zug vorbeifährt, winken freundlich … (fast schon zwanghaft, finden wir. Und haben den Verdacht, dass das irgendwo im Vertrag steht) Auch fällt auf, dass alle, also wirklich ALLE, asiatischen Touristen mit baumelnden Beinen in den Fenstern sitzen und einige davon ausschließlich mit hunderten von Selfies beschäftigt sind. Nächster Verdacht: Das ist als absolutes Muss in irgendeinem Reiseführer vermerkt.
Der Zug selbst ist schon ein Erlebnis, die Landschaft faszinierend: Wälder aus baumhohen Farnen, dazwischen Kuhweiden. Endstation ist Lakesend, mit einem kleinen See, Cafe, Kinderspielplatz, Tretbooten. Typisch australisch: Es gibt einen kleinen Poolbereich mit 90 Zentimetern Wassertiefe am See. Dort haben nicht nur zwei (!) Sicherheitsleute die Kleinen im Blick, sie reichen bei Bedarf auch einen Kanister (!) Sonnencreme.
Wir treffen eine deutsche Apothekerin, die in Emerald wohnt und gerade ihre Hunde ausführt. Sie berichtet, dass es am Tag zuvor noch einen Grasbrand ganz in der Nähe gab - und dass sie nach 14 Jahren noch immer großes Heimweh nach Deutschland hat.

Tag 9: Donnerstag, 30. Januar

Kaufrausch im Supermarkt

Ein Reisetag. Wir verlassen Melbourne - Gerald leichten Herzens (Ist ja nur eine Großstadt. Australien ist doch eigentlich weites Land. Her damit!), Nicole schweren Herzens (Wann fliegen wir wieder hierher? Und schauen dann alle Museen und Shoppingcenter an, die wir verpasst haben? Könnten wir nicht jedes Jahr so einen Monat oder zwei hier irgendwie arbeiten? Nein? Mist!).
Es dauert etwa eine Stunde auch in Richtung Westen, bis man den Großraum Melbourne verlassen hat, gegen Mittag trudeln wir auf dem Big 4 Campingplatz in Ballarat ein und beziehen unsere kleine Hütte. Dann: der erste Besuch in einem großen australischen Supermarkt! Wie immer im Ausland, eine Sehenswürdigkeit für sich. Finden zumindest wir vier. Natürlich könnten wir uns mit dem Philapdelphiakäse und der italienischen Nudelsoße eindecken, die auch zu Hausen stehen, aber das wäre am anderen Ende der Welt ja eine echte Sünde! Im Gegenzug legen die Aussies auch großen Wert auf ihre eigenen Produkte und lassen in großen Buchstaben auf den Verpackungen vermerken, dass diese Soße etc auch tatsächlich aus Oz kommt. Wobei wir uns immernoch fragen, wie genau das eigentlich mit dem Parmesan funktioniert …. Wir haben jedenfalls schon einige Lieblingsspezialitäten gefunden: Es gibt eine schier endlose Auswahl an Dips, vom Kürbis mit Korianer über Hummus (Kichererbsen) mit Cajun bis hin zu Tzatziki oder Käsecreme mit Schinken und geschmorten Zwiebeln. Absoluter Favorit von Kilian und Louisa: Spicy red capsicum with chili and almonds, also eine relativ scharfe Paprikapaste mit Mandeln. Unbenannt Außerdem haben hier gerade Erdbeeren und Melonen Saison, das erleichtert die Vitaminzufuhr ungemein.Schon etwas schwieriger ist es, Kilian von den Schokopuddings mit der MonsterAg und den Minions auf der Verpackung loszureißen und Louisa davon zu überzeugen, dass der knuffige Valentinstagsbär, der auch noch ein Liebeslied trällern kann, ausschließlich in diesem Supermarkt wohnen will…
Danach schaffen wir etwas, was in den vergangenen zehn Jahren in durchaus vielen Urlauben einfach nie funktioniert hat, weil es immer zu kühl oder zu windig oder zu regnerisch war (und es war egal ob auf Kuba oder im August im Allgäu oder auf Lanzarote): Wir springen bei 35 Grad in den campingplatzeigenen Pool und wärmen uns danach im Schatten auf. Dabei treffen wir eine deutsche Familie, die gerade 5 Wochen in Australien unterwegs ist - mit klein-Oskar (10 Monate) und Alicia, die im Herbst in die Schule kommt, beide Eltern sind in Elternzeit. Ich glaube, das ist für down under und Neuseeland ein ganz neuer Markt…

Tag 10: Freitag, 31. Januar

Goldgräberstimmung

Der Wetterbericht verspricht wieder einen heißen Tag, also machen wir uns zügig auf ins Freilichtmuseum - denn allein deswegen sind wir überhaupt erst in Ballarat. Auf dem ¨Sovereign Hill¨ dreht sich alles um die Goldgräber, die ab 1851 in Ballarat aktiv waren. 1854 gab es die Eureka-Rebellion, als sich die ¨Digger¨ erfolgreich gegen überzogene Lizenzgebühren wehrten. Eine Tatsache, die Kilian sehr beschäftigt. Warum nur wollten die einen den anderen Geld abknöpfen? Hätten die nicht einfach auch schürfen können? Es schmerzt ihn zudem sehr, dass wir abends nicht zur Multimediashow ¨Blood on the Southern Cross¨ gehen -da brennen doch so schön die Häuser ab! Nächstes Mal aber bestimmt…
Unbenannt Unbenannt Im Museum sind auf 24 Hektar unter anderem eine Zeltstadt, eine Goldgäberstadt und Minengebiet nachgebaut - ausgesprochen liebevoll und detailgetreu, so dass wir alle vier dort begeistert den gesamten Tag verbringen. Außerdem bevölkern in jedem Laden und an jeder Ecke historisch gewandete Menschen das Museum und machen es damit ausgesprochen lebendig -sei es, dass einem ein Schwerenöter mit Schwert vor die Füße stolpert oder eine Dame mit Sonnenschirm anlächelt. In den Geschäften gibt es vom Hut bis zu einer Ausgabe der Ballarat Times von 1854 (gekauft!) über Zeltzubehör bis zu ganzen Kutschen Handwerkliches zu kaufen, das meist ganz traditionell hergestellt wurde. Die Detailtreue geht sogar so weit, dass fast überall Klimanlagen verboten sind und die in vielen Schichten gekleideten Kerzenzieherinnen oder Schneiderinnen gewaltig ins Schwitzen geraten.
Am Anfang war da nur eine Zeltstadt und ein Fluss, in dem Gold gewaschen wurde - und so ist es auch im Museum. Also lugen wir erst in unterschiedlich eingerichtete Zelte, hören die Geschichte der chinesischen Einwanderer, die auch in den Minen arbeiten wollten, und waschen schließlich selbst Gold. In der prallen Sonne, umringt von anderen Touristen, die sich wahlweise einen Schirm über den Kopf halten oder sich überhaupt nicht um so etwas wie Sonnenschutz kümmern. Unbenannt Unbenannt Unbenannt Tatsächlich findet Gerald einen Hauch von Gold, der aber so mini ist, dass wir ihn nichtmal einstecken können. Weiter geht es, zur Vorführung, wie Gold gereinigt und eingeschmolzen wurde, zum Marsch der Soldaten, in ein altes Cafe (wo wir ¨Glück im Glas¨, englische Scones und Spaghetti serviert bekommen, hoffentlich klappt das bald mit den Bildern), zum Kerzentunken, zur Kutschfahrt … irgendwann mittags sind fast alle Besucher vor der Hitze geflohen, doch wir schauen weiter und weiter. Bis um 17 Uhr die Tore wieder geschlossen werden.
Unbenannt Unbenannt Ja, genau: Um 17 Uhr. Da ist es ganz egal, dass die Sonne erst um 20.30 Uhr untergeht, es Sommer ist und gerne an die 40 Grad heiß - Museen, Zoos, Geschäfte schließen um 17 Uhr, spätestens 18 Uhr. Abgesehen von den Lebensmittelläden, die bis 22 Uhr oder rund um die Uhr offen haben. Wir haben aber in den sechs Stunden definitiv genug gesehen und springen zurück auf dem Zeltplatz erstmal wieder in den Pool.
Spannend: Es gibt so viele chinesische Touristen, dass extra Führungen auf chinesisch angeboten werden. Und auch das Essen im Cafe ist für diese Zielgruppe mit Krabbenchips, Süppchen und Hühnerbeinen ganz anders. Unbenannt Unbenannt

Tag 11: Samstag, 1. Februar

Trouble in Paradise

Recht zügig checken wir morgens aus unserer Hütte aus, dürfen aber dennoch Lebensmittel im großen Zeltplatz-Kühlschrank deponieren. ¨No worries¨ (¨Kein Problem¨) lautet schließlich die Standard-Antwort der Australier auf 99,9 Prozent aller Fragen, die wir als Touristen so haben. Denn bevor wir uns auf den Weg zur Great Ocean Road machen, geht es in Ballarat in den Wildpark. Schließlich sind wir schon eine Woche in Australien und haben bisher weder Kängurus noch Koalas gesichtet - und ein bisschen Programm für das kleine Mädchen, das sich immer wieder erkundigt ¨Heim?¨ ¨Brezeln kaufen?¨ muss ja auch sein.
Unbenannt Der Eintritt ist saftig, die Kinder glücklich. Denn gleich an der Kasse gibt es Känguru-Futter zu kaufen, und schon auf den ersten Metern nach der Kasse warten sie: Beuteltiere. Louisa strahlt, stürzt sich mit einem ¨EI¨ vollkommen furchtlos auf ein Känguru und füttert und streichelt was das Zeug hält. Der große Bruder ist erst - ausnahmsweise - etwas zurückhaltender, aber dann auch voller Begeisterung dabei. Danach beobachten wir Koalas in ihrem Gehege (Gerald findet deren Lebensweise mit 14 Stunden Schlafen und insgesamt nur knapp 6 Minuten pro Tag Fortbewegen nach zehn Tagen auf Tauer-Tour durchaus reizvoll), suchen Wombats, staunen über knurrende Emus (wie auch immer die australischen Verwandten wirklich heißen), essen ein Eis und machen uns auf den Weg.
Unbenannt Unbenannt Die Rechnung geht auf: Im Auto schlummern Kilian und Louisa ein. Zum Glück, denn die Wege sind hier nie kurz, auch wenn man nicht allzuviele Kilometer zurückzulegen hat. Es gibt wenige Autobahnen, auch auf dem Weg zur Küste sind wir oft nur mit 60 oder 80 Stundenkilometern unterwegs. Da es das letzte Wochenende der Sommerferien ist, sind die Straßen voll, dazu kommt die kurvige Strecke. Der Ausblick ist natürlich dennoch wunderbar.
Als wir endlich im Motel in Apollo Bay einchecken, kommt der Schrecken: Die Kreditkarte, die uns morgens noch den Eintritt in den Wildpark ermöglicht hat, funktioniert nicht mehr. Im Ort ist eine Bank, deren Automat Nicole dann lapidar mitteilt, sie möge sich doch an ihre Bank wenden - auf dem Konto ist nicht mehr genug. Und die Telefonbanking-Nummer der Deutschen Bank ist von einem australischen Mobiltelefon aus nicht zu erreichen … Unbenannt
Wir versuchen, uns den Abend nicht vollkommen verderben lassen (immerhin geht Geralds Karte noch) und gehen dort essen, wo alle Einheimischen & Touristen speisen. Und stellen trotz allem fest: Es gibt in jedem Urlaub besondere Orte, die danach für immer Sehnsuchtsorte sind. Apollo Bay und unser Motel Bayside Gardens, mit wunderschönem Garten und Lage direkt am Meer gehören definitiv dazu!
Unbenannt Louisa schläft an diesem Abend mit einem Lächeln auf den Lippen und einem gehauchten ¨Känguru streichelt¨ selig ein ….

Tag 12: Sonntag, 2. Februar

Spaziergang im Regenwald

Da wir an der Kreditkarten-Misere gerade sowieso nichts ändern können (sondern nur immer wieder die Ausgaben nachrechnen und den Autovermieter verdächtigen), machen wir das, was wir sowieso tun wollten: Wandern gehen. Apollo Bay liegt relativ nahe am Otway Nationalpark und wir haben zwei recht kurze Strecken ausgesucht - mehr wäre bei 35 Grad auch nicht drin.
Unbenannt Der ¨Maites Rest Rainforest Walk¨ ist ein kinderwagentauglicher Rundweg, der am gleichnamigen Parkplatz beginnt. Ein älterer Australier kommt uns entgegen und strahlt ¨ its a lovely walk¨. Tatsächlich klappen uns auch nach einigen Metern die Kiefer runter: Baumhohe Farne! Nach der sehr trockenen Küste eine feucht-heiße Umgebung (Kilian: Mama, komm her. Hier ist es noch viel regenwaldiger), sehr grün, sehr beeindruckend. Finden zumindest drei von uns. Königin Louisa hat im Auto 15 Minuten gebrüllt, weil wir keinen Schnuller zur Hand hatten. Sie weigert sich, ihre Sänfte alias Buggy zu verlassen, kommunziert nicht mehr mit ihrem Hofstaat und schmollt vor sich hin. Nur konsequent: Auf dem Weg zur nächsten Station schläft sie im Auto ein.
Unbenannt In einem Cafe nehmen wir als Picknick englische Pies mit und Kilian stellt fest, dass er Gemüse essen kann: Wenn es indisch scharf gewürzt und in Blätterteig verpackt ist. Unter den staunenden Blicken seiner Eltern verputzt er klaglos all das Grünzeug, das zuhause bei ihm Brechreiz verursacht. Der Curry Korma Pie flutscht dafür. Ihre Majestät ist inzwischen auch erwacht und nimmt ein Croissant zu sich.
Langsam wird es heiß und bei 33 Grad machen wir uns auf den Weg zu den Triplet Falls. Kurz bevor wir mit dem Buggy losgehen, rufen uns vier Australier aus dem Auto zu: Stopp! Macht das nicht! Zu viele Treppen! Und recht haben sie: Wir packen die Kraxe aus, Gerald nimmt Louisa auf den Rücken und es geht Stufe um Stufe rauf und runter. Die Wasserfälle sind wirklich nett, aber wir finden es bei dem Wetter sehr schade, dass man nicht ans Wasser rankommt (ja, schon klar: Nationalpark. Boden schützen und so. Trotzdem!). Die Farne und riesengroßen Mountain Ash - eine Eukalytpusart, die aus einem sandkorngroßen Samen entsteht, der zudem Hitze/Feuer braucht, um sich richtig entwickeln zu können - sind auch dann noch faszinierend, wenn einem schon fast die Luft wegbleibt. Kilian hingegen hat noch was anderes zum Staunen: Uns läuft eine deutsche Familie mit noch einem Kilian über den Weg, der allerdings schon work&travel in Australien macht.
Danach entscheiden wir, dass wir auf dieser Reise ganz wenig müssen. Und deshalb lassen wir die Hauptsehenswürdigkeit der great ocean road - eine Felsformation namens 12 Apostel - einfach sein. Die Alternative wäre gewesen: Eine Stunde Fahrt, anhalten, dekorative Felsen ansehen, Kamera auspacken, Bilder machen, Kamera einpacken, eineinhalb Stunden zurückfahren.
Unbenannt Unbenannt
Stattdessen: An den Strand gehen, in den Wellen waten oder vor ihnen flüchten (Louisa macht da ganz schön Strecke), Matschlöcher graben und ¨ Achtung, Hai!¨ rufen (Kilian will nicht wirklich glauben, dass da gerade keiner im Wasser ist). Und abends im Gartens des Motels ein gemütliches Barbeque - bei denen die Kinder ihren Eltern kaum Bratwurst und Hühnchen übrig lassen. Unbenannt

Tag 13: Montag, 3. Februar

Die Pinguine wünschen ein frohes neues Jahr

9.27 Uhr, Apollo Bay, Bank westpac, Partnerbank der deutschen Bank. Wir haben gefrühstückt, gepackt, sind ausgecheckt und Nicole klopft drei Minuten vor der Öffnung an die Scheibe der Bank. Ausnahmesituationen erfordern eben extreme Maßnahmen. Zwei ausgesprochen sonnige Bankangstellte machen die Tür auf und stellen fest: Sie können nicht wirklich was tun. Aber: Das Büro nebenan samt Telefon ist frei und so kommt es endlich zum Telefonat mit dem Telefonbanking der Deutschen Bank. In Frankfurt ist es gerade Mitternacht, aber der Kundenservicemitarbeiter ist zum Glück hellwach. Es zeigt sich: Die Mädels im Adina Hotel in Melbourne haben ausversehen mit 4 Fehlbuchungen das Konto für die Kreditkarte blockiert. Also wird das Limit hochgesetzt und alles ist geheilt. ¨Und wieso kann ich mit der EC-Karte nicht ehr abheben?¨ (Leichter Tadel in der Stimme) ¨Sie hatten da zweimal die falsche PIN…. ¨ oh, mist, der sieht aber auch alles….
Eine lange Fahrt beginnt: Wir wollen von der westlichen Seite der großen Bucht von Melbourne auf die östliche Seite. Zwar kürzen wir mit einer sehr stürmischen Fährfahrt zwischen Queenscliff und Sorrento ab, aber die Strecke zieht sich. Gegen 17 Uhr kommen wir endlich im Motel auf Phillip Island an. Die kleine Insel ist für seine Pinguinparade in der Dämmerung berühmt. Gerald ruht sich kurz von der Fahrt aus, die anderen erkunden Spielplatz und nahen Strand. Danach jeweils ein Sandwich bei Subways und los gehts. Schließlich soll man auch in der Nebensaison um 19.30 dort sein.
Die Massen strömen erst zu zwei Kassen, dahinter gibt es Souvenirläden, ein Cafe und die Möglichkeit, sich vor einer grünen Wand fotografieren zu lassen und danach in ein Bild mit den kleinen Pinguinen reinmontieren zu lassen. Denn, wie auf 100 Schildern steht und 1000 Mal gesagt wird: Fotografieren verboten. Auch mit mobilen Endgeräten!
Auf Holzstegen geht es zum Strand, alles noch sehr entspannt. Wir sehen Gänse mit quietschgrünen Schnabelspitzen, hüpfende Wallabies (Verwandete der Kängurus) und zahllose Schlaflöcher der Pinguine. Am Strand dann:Betonierte Sitzreihen. Und so sitzen wir ab 19.50 Uhr da, gemeinsam mit wohl 2000 Chinesen, die in großen Bussen angekarrt wurden und denen auf Flyern sogar die Pinguine ein Frohes Neues Jahr wünschen. Ausgerechnet heute hat es nur 18 Grad, Tendenz fallend, und der Wind pfeift. Immerhin nieselt es nicht mehr. Aber die Zeit ist lang und die ständigen Ermahnungen der Ranger (Nicht fotografieren! Nicht Filmen! Hinsetzen!) auf englisch und in drei asiatischen Sprachen machen nicht wirklich Spaß. Ein Schauspiel ist hingegen der Versuch eines jungen Paares, mitgebrachte Pizza zu essen - denn blitzschnell kommt ein Schwarm Möwen angeflogen und wittert Futter.
Es ist schon nach 21 Uhr, als endlich in der Dunkelheit die ersten drei Pinguine über den Strand watscheln … und die ersten Touristen schon wieder aufspringen und zum Bus rennen. Angeblich sind momentan abends immer etwa 540 Tiere unterwegs. Aber uns ist es nach den ersten 50 langsam zu kalt und wir reihen uns, doch eher enttäuscht, in die Asiaten ein. Auf den Holzstegen endlich der Moment, wegen dem es sich doch gelohnt hat: Direkt nebenan wackeln die kleinen Kerlchen zu ihren Schlafplätzen. Während Kilian um 21.30 Uhr verfroren und müde auch nur noch das will - zu seinem Schlafplatz - kräht Louisa auf Mamas Schulter fröhlich ¨Pinguin! Sehr süß! Noch einer!¨Also bleiben wir noch eine Weile, sichten dann sogar zwei Frackträger auf dem Parkplatz und sind nach 22 Uhr wieder im Motel. Keine Viertelstunde später schlafen wir alle vier.

Tag 14: Dienstag, 4. Februar

Achtung, Wombats kreuzen

Ausschlafen ist nicht, schließlich müssen wir um 10 Uhr wieder aus dem Motel auschecken. Wir entscheiden uns – auch um Zeit zu sparen, schließlich muss die Küchenzeile immmer abgespült und aufgeräumt hinterlassen werden – in der Innenstadt von Cowes zu frühstücken.  In einer Bakery werden wir fündig.  (Eine Bakery hat mit einer Bäckerei im strengen deutschen Sinne eher wenig zu tun. Die Herausforderung besteht darin, die Teilchen zu finden, bei denen der Zucker und Schokoladengehalt noch im verträglichen Rahmen ist).  Zwei grosse flat whites (Milchkaffee) für Nicole und Gerald, zwei kleine Becher Milch für Kilian und Louisa. Dazu Muffins (ohne Schokolade!), Cornflakekuchen etc. Und danach geht es wieder auf die Straße.

Auf unserem Weg an die Ostküste queren wir  Gippsland. Die Region ist für ihre Nationalparks bekannt, aber diese lassen wir rechts von der Straße liegen, wir sind auch so schon lange genug unterwegs. Vermutlich gibt es wichtige Unterschiede zwischen  South Gippsland und Ostgippsland, aber für uns sieht nach einer Weile alles sehr gleich  aus: Trockenes Grasland, manchmal pechschwarze Rinder, gelegentlich Schafe. Einmal sehen wir am Straßenrand verkohlte Baumstümpfe, die von einem Buschbrand zeugen. Und ein überfahrener Wombat erinnert uns daran, dass die Warnzeichen- Achtung, Kangurus/ Wombats/, Koalas/ Schnabeliere kreuzen!  tatsächlich sinnvoll sind.  Vielleicht liegt es an der sehr eintönigen Strecke: Recht drastische Schilder weisen die Fahrer ständig darauf hin, dass es Zeit ist, ueber ein Nickerchen nachzudenken (microslessp kills! Rest and survive!). An jedem Ortseingang stehen Warntafeln, die die aktuelle Buschbrandgefahr anzeigen, die meist eher hoch, wenn auch nicht “katastrastrophal” ist.

Wegen schlechter Stimmung auf der Rückbank steuern wir relative zügig Inverloch als ersten Rastplatz an, kaufen im Supermarkt ein und suchen einen Spielplatz. Dieser ist wieder mit Picknickbänken und BBQ ausgestattet. Als ein alterer Herr suchend herumlauft, wird die (dann doch sehr deutsche) Mama Nicole misstrauisch:  Ein einzelner Senior auf einem Spielplatz? Alarm! Nicht doch:  Er sucht die beste Grillstelle, packt seine Bratwürste aus und bereitet sich ein Mittagessen... und grüsst freundlich auf deutsch zuruck, als wir einen guten Appetit wünschen.. Nachster Halt ist in Sale, schon am Rande des großen Seengebiets. Und dann steuern wir Lakes Entrance an. Da der Ort als absolutes Touristennest bekannt ist, haben wir vorher nichts gebucht, sondern wählen ein Motel, dass der Reisefuhrer lobend erwahnt. Tatsachlich, ein sehr geräumiges Familienapartment ist noch frei – zweiSchlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Bad, mit wunderbarer Sicht auf den See und den Pool. Für 195 Dollar, etwa 115 Euro pro Nacht.

Und wir beschließen: Wir wollen einen Tag lang nicht fahren!  Also zwei Übernachtungen.