Die tiefhängenden Wolken machen Okiwi nicht besser. Immerhin finden wir noch einen Spielplatz (auf dem Platz gab es natürlich nichts. Louisa: "Keine Schaukel! Keine Rutsche. SUCHEN!!"), dann eiern wir den langen Weg zurück und fahren erstmal nach Nelson. Dort gibt es das, was wir brauchen: Tankstelle, Supermarkt, Geldautomat.
Es nieselt leicht und wir haben keine Lust, unsere beiden Kurzen bei dem Wetter durch die Geschäftsstraßen zu zerren. Also gibt es ein kleines Mittagessen im Camper und eine Runde Bummeln und Toben durch den japanischen Garten am Stadtrand.
Dann steuern wir das nächste Nachtquartier an: Den Leisure Park in Mapua. Die Lage ist diesmal super, direkt an einer Flußmündung mit großen Kiesel- und Sandstrand und Spielplatz. Das Cafè hat zwar nur noch am Wochenende geöffnet, aber da der Kühlschrank nach einem mütterlichen Lebensmittelkaufrausch sowieso aus allen Nähten platzt, können wir uns gut selbst versorgen. Ein ruhiger Nachmittag und entspannter Abend.
Achja: An der Rezeption wurden wir informiert, dass sich um diese Jahreszeit Nudisten auf dem Platz tummeln dürften. Wir hatten erstmal geklärt, dass es keine Nackt-Pflicht gibt und waren dann gespannt. Aber: Alle warm angezogen. Was allerdings auch an den xxxx vermaledeiten Sandflies liegen kann, deren Stiche ganz fies jucken!
Kilian: " Also wenn ich mal erwachsen bin - also auch mit der Universität fertig und so - und jemanden gefunden habe - also eine Frau - und noch keine Kinder habe, dann mache ich 100 Wochen Urlaub."
In Ruhe auf den Fluss gucken, gemütlich zusammenpacken. Louisa erklären, dass Steinwürfe auf Autos nicht gut sind. Kilian von Joeys Käfig loseisen: Seit Australien ist Kilian inoffizielles Mitglied im Kakadu-Fanclub, würde gerne einen Kakadu haben und klebt natürlich am Käfig des zeltplatzeigenen Kakadus Joey. Nachdem er noch etwa 20 Abschiedsfotos vom Vogel knipsen durfte, steigt er doch ein.
Nachdem das mit der Weinprobe in Martinborough ja eher knifflig war, nehmen wir einen neuen Anlauf. Die Öffnungszeiten des Kahurangi Estate, bzw des Bistros, haben wir im Internet geprüft und so rollen wir um 11.30 auf den Hof. Die Bedienung ist superfreundlich und bringt den Kindern erstmal eine Holzeisenbahn zum Spielen. Wir suchen uns für zwei Dollar (1,20 Euro!) pro Person jeweils vier Weine aus. Dazu bestellen wir zwei Pizzen, die sogar italienisch anmuten, plus zwei "echte" Glas Wein Die Sonne strahlt, die Kinder spielen friedlich, Nicole probiert auch noch einen Portwein und einen Sherry. Die Bedienung ist übrigens sehr mitgenommen, als ein Senior sich erst durch vier Weine trinkt (es sind ja immer nur zwei Schluck bei der Weinprobe) und sich danach weigert, die zwei Dollar zu bezahlen. So etwas ist zum einen wirklich rüde und weht zum anderen die stets freundlichen Kiwis natürlich doppelt um.
Danach fahren wir zum Zeltplatz in Marahau. Das Örtchen am Eingang des Abel Tasman Nationalparks hatte uns noch auf der Nordinsel die Hamburger Familie ans Herz gelegt. Tatsächlich ist "The Barn" (" Die Scheune") wohltuend wie ein warmes Bad. Ein alternativer Zufluchtsort für Backpacker, Zeltende und Menschen mit Wohnmobilen, rund um eine ausgebaute Scheune. In der Küche steht haufenweise Geschirr zur freien Verfügung, im Fernsehraum warten 100 DVDs auf Zuschauer (Kilian büxt uns aus und kommt so in den Genuss von einer halben Stunde "Fluch der Karibik", der da gerade läuft).
Direkt vor unserer Nase geht der Anfang des Abel Tasman Tracks vorbei, dem wir am Abend noch eine halbe Stunde über den Strand folgen. Wir wollten es ja mal wieder kaum glauben. Aber es ist einfach sagenhaft schön hier! Noch ein Stückchen näher am Paradies, als die Marlborough Sounds….
Das Wetter hält sich mal wieder nicht an den Bericht: Am Donnerstag hieß es an der Rezeption noch, es gibt eine Unwetterwarnung für die Südinsel. Doch heute strahlt die Sonne vom Himmel. Ein guter Tag, um einen Teil des Abel Tasman Tracks zu laufen. Die Rezeption gibt grünes Licht: Wetter passt! Und bestellt uns auch gleich das Wassertaxi,
Um 11.30 Uhr fährt erstmal ein barfüßiger Skipper im Minibus vor: "Du bist Nicole?" Blick auf die Kinder: "Und das ist dein Stamm? Cool!" Der Bus bringt uns zur Zentrale der Wassertaxis, die allerdings noch weit vom Meer entfernt liegen: Traktoren stehen schon bereit und haben die Motorboote angehängt. Um 12 Uhr fährt uns der Skipper zusammen mit 20 anderen Fahrgästen zum Meer, schiebt das Boot ins Wasser, dann legen wir ab.
Kilian genießt die Fahrt und beschließt, sich später ein Motorboot zuzulegen. Louisa guckt zwar erst streng, erklärt aber den restlichen Tag "Wassertaxi lustig!" Selbst Nicole - eigentlich eine erklärte Landratte, der beim leistesten Schwanken sonst übel wird - kann die Fahrt genießen. Gerald zählt allerdings die Buchten mit, die wir von Anchorage zurücklaufen müssen und wird dabei doch etwas blass um die Nase….
Am absoluten Traumstrand angekommen, stellen wir dann tatsächlich fest, dass wir mehr Weg vor uns haben, als gedacht: Wir hatten mit lockeren drei Stunden gerechnet. Das Schild weist uns darauf hin, dass 12,5 Kilometer auf uns warten, die mit 4 Stunden angegeben sind … Der Track selbst ist breit ausgebaut wie ein Highway und für Erwachsene nicht mehr, als ein langer, aber ganz einfacher Spaziergang. Zwar am Anfang steil den Hügel hoch, aber grundsätzlich gut zu gehen. Kilian hingegen hat nun einfach kürzere Beine und Louisas Geduld in der Kraxe ist … wechselnd.
Aber: Alle Beteiligten halten gut durch! Wir verpassen zwar leider einige Abstecher zu weiteren Buchten, weil diese den Weg noch verlängern würden. Doch die Strecke ist wirklich einfach zu gehen, dank kleiner Brückchen, Wasserfälle, Aussichtspunkten selbst für Kilian einigermaßen abwechslungsreich. Und bei einem Zwischentief wirken Müsliriegel und Schokokekse wahre Wunder … Um 18.30 sind wir am Zeltplatz, alle vier ziemlich platt und hungrig. Mitten im Gewusel einer großen Gruppe gibt es im Aufenthaltsraum neben der Küche ein schnelles indisches Essen (Hühnchen anbraten, Glas auf, Soße drüber, fertig) - und dann bekommen wir auch noch leckeren frischen, fast noch dampfenden Applecrumble und Eis von der Chefin der Gruppe geschenkt. Bettschwer sinken wir danach in die Kissen.
Ein tropischer Zyklon streift Neuseeland. Auch für die Westküste gab es eine Sturmwarnung, die allerdings von 5 auf 2 herabgestuft worden ist. Deshalb windet es nachts zwar heftig, aber es ist vor allem unglaublich warm.
Nach dem Frühstück fahren wir im Nieselregen los. Ein Zwischenstopp: Der Buschmann Center in P. Dort gibt es angeblich legendäre Possum Pies. Possum? Das niedliche Tier, das unsere Kinder noch in Sydney gestreichelt haben? Genau. Denn in Neuseeland sind die beuteligen Possums eine Plage, zerstören Flora und Fauna und werden mit großem Aufwand gejagt. Nun sind die Possum Pies gerade vergriffen, es gibt Ärger mit der Regierung und überhaupt sind die beiden Betreiber des schrägen Ladens ein sehr streitbares Pärchen. (" Ein flat white ist für uns ein überfahrener Engländer. Bei uns gibt es einfach nur Kaffee"). Aber der Wildpie und die frisch gebackenen Scones sind lecker.
Im leichten Niesel erreichen wir den Franz-Josef-Gletscher. Dazu gehört ein sehr alpin anmutender Touri-Ort und ein hilfreiches Infozentrum. Dort kann man erfragen, ob man den Weg bei der Wetterlage unbeschwert gehen kann - können wir. Also parken wir unterhalb des Gletschers und machen uns auf den einstündigen Weg, der sich wegen der Steinbegeisterung unserer Kinder allerdings verdoppelt. Der Gletscher hat sich in den vergangenen sechs Jahren stark zurückgezogen. Wir laufen durch (klar) Regenwald und kommen dann in ein langgezogendes Flussbett.
Langsam gehen wir Richtung Gletscher. Dann ist Schluss: Absperrungen. Markierungen. Warnungen, garniert mit Kopien der Zeitungsberichten über die Todesfälle unter Touristen, die es gewagt hatte, zu nahe ran zu gehen und denen ein Stück Gletscher auf den Kopf gedonnert ist. Also man kann den angelsächsichen Behörden nun wirklich nicht vorwerfen, dass sie einen nicht umfassend informieren… oder wie war nochmal das andere Wort für Panikmache? Uns leichtsinnigen Europäern kommt das alles ziemlich überzogen vor und Gerald wirft noch einen sehr sehnsüchtigen Blich Richtung Gletscher. Aber dann treten wir langsam den Rückweg an. Wir hatten Glück und für die kleine Wanderung direkt eine Regenpause erwischt. Für morgen, Montag, ist Starkregen gemeldet - und dann wollten wir wirklich nicht in den Flussbett herumstolpern.
Vor dem Schlafengehen zeigt Kilian noch kurz seine Wellnesser-Qualitäten und hüpft im Holiday Park kurz mit Nicole in das Spa. Der 39 Grad warme Blubberpool ist endlich mal wieder kostenlos und sehr entspannend.
Nachdem wir fast eine Woche an der Nordküste der Südinsel verbracht haben, wollen wir jetzt ein bisschen Strecke machen. Der Wetterbericht verheißt zudem Regen, Niesel und Schauer - also ein Fahrtag.
Kaffeestopp in Murchinson: Ein kleines Örtchen im Nichts, das aber vielen Farmern als Versorgungszentrum dient. Einige Kaffees, ein paar skurrile Läden, insgesamt ganz nett. Apropos Farmer: Unser Fleischkonsum ist aufgrund der häufigen BBQs recht hoch. Allerdings haben wir dabei durchaus ein gutes Gewissen, denn wir sehen sehr viele äußerst glückliche Schafe und Kühe, die auf saftigen Weiden grasen. Und das schmeckt man auch.
Der Weg geht an einem beeindruckenden Flusstal entlang. Das Wetter hält sich nur mäßig an den Bericht und tröpfelt vor sich hin. Dann haben wir Punakiki und die Pancake Rocks erreicht: Aufgrund der Sedimente im Gestein erodiert dieses in … gestapelter Pfannenkuchenform. Ein wie immer bestens ausgebauter Rundweg (für die ganzen Kiwis, die sowieso in jeder Lebenslage in Flipflops unterwegs sind) führt erst durch Farnregenwald, danach an die Küste. Von verschiedenen Aussichtspunkten aus kann man die gewellten Felsen bewundern. Es gäbe auch Blowholes, durch die das Wasser bei Flut nach oben schießt. Allerdings ist gerade Ebbe.
Beeindruckend ist die Küste trotzdem, auch als wir weiterfahren. Hier gibt es keine lauschigen, türkisfarbenen Buchten mehr, sondern einen langen Sandstrand, an den gerade lautstark wilde, meterhohe Wellen klatschen. Die Gischt liegt wie Nebel über dem Land.
Irgendwann ist das Ziel des Abends erreicht, der Holidaypark in Greymouth. Auf der anderen Seite der Straße essen wir im Restaurant zu Abend. Ein Wunder geschieht: Beim Bezahlen wird Nicole darauf angesprochen, dass wir doch so wohlerzogene Kinder hätten. Dabei hatten wir uns während der Fahrt noch überlegt, ob Festbinden am Sitz eigentlich mit der Kinderrechtskonvention vereinbar wäre … Als wir gehen, spielt gerade eine irische Band mit E-Gitarren auf. Klar: Unsere kleinen Wilden sind begeistert.
Der Morgen beginnt strahlend, doch dann besinnt sich das Wetter und hält sich strikt an die Vorhersage. Nach einem kräftigen Frühstück mit Ham & Eggs arbeiten wir uns abwechselnd durch Niesel, Schauer und Regen an der Küste entlang weiter nach Süden vor. Die Wolken hängen auf einmal sehr tief und da es phasenweise einfach nur schüttet, fahren wir am Fox Gletscher vorbei und lassen den See, in dem sich der Mount Cook bei schönen Wetter angeblich legendär spiegeln soll, einfach rechts neben der Straße liegen.
Der Weg wird immer einsamer. Im Weiler Haast, Versorgungszentrum für die Umgebung, verabschiedet sich die Straße vom Meer und fährt ins Innenland. Vorher gönnen wir uns eine ausgiebige Pause im Naturparkzentrum in Haast, das erstaunlich groß und modern ist. Kaffee gäbe es von einem kleinen Fahrzeug auf dem Platz - aber bis wir gegen 14.30 Uhr einigermaßen trocken dorthin gelangen könnten, hat es natürlich schon wieder Feierabend und ist verschwunden.
Dann geht es über den Haast Paß: So hoch die Berge nebenan, so sanft die Ansteigung, der höchte Punkt liegt nur auf etwa 600 Metern. Dabei verlassen wir die australische Erdplatte und wechseln zur ozeanischen, genau am Schnittpunkt erhebt sich das Gebirge. Eine Tatsache, die Kilian sehr fasziniert. Spannend wäre auch die Sicht unterwegs, auf weite Flußtäler und moosbehangene Wälder - aber das ist ein echter Regentag.
Nach über 250 Kilometern erreichen wir den Lake Wanaka, huschen auf den Zeltplatz und denken uns: Naja, ein See halt. Dann noch eine Runde schaukeln im Nieseln, Essen im Camper und ab ins Bett.
Ein strahlender Herbsttag. Und wir denken uns: Oh, was für ein schöner See! Wanaka ist ein kleines Örtchen, mit einer wunderbaren Seepromenade. Die Bäume werden langsam bunt, im Hintergrund erheben sich die Berge. Wir fränkischen Eltern stehen da und seufzen: Scho’ arch schö’ hier.
Ein guter Moment zum Abheben: Gerald bekommt als nachgeholtes Weihnachts/vorgezogenes Geburtstagsgeschenk einen Helikopterflug mit Berglandung. Da er nicht alleine hoch will, es aber auch nicht wirklich möglich wäre, beide Küken unten zu lassen (und die Reiseleitung schon mit der mentalen Vorbereitung auf den Rückflug nach Deutschland vollkommen ausgelastet ist) - fliegt Kilian mit.
Der Flugplatz liegt etwa zehn Kilometer außerhalb und im Heli sind noch drei weitere Fluggäste. Louisa und Nicole vertreiben sich die Zeit mit Flugzeug- und Heli gucken, denn auf dem kleinen Flugplatz ist einiges los. Starts, Landungen, ein kleiner roter Traktor dient als Tankfahrzeug usw, Louisa findet das alles hochspannend, aber es treibt sie vor allem ein Gedanke um: "Mamaaaaaa. Heli? Louisa auch können??????" Denn dass der Bruder abhebt und la principessa am Boden bleibt - das geht ja eigentlich überhaupt nicht.
Der große Bruder wiederum hat kaum wieder festen Boden unter den Füßen und schon eine Beschwerde: "Viel zu kurz!". Da zu seinen weiteren künftigen Hobbies Golfspielen und Motorbootfahren gehören (mit Zwischenübernachtung im Marina Bay Sands Hotel in Singapur), legen wir ihm nahe, dann am besten ganz viel Geld zu verdienen. Zeitungsverleger wäre eine Option, zumindest was den Heli-Besitz angeht. Kilian würde aber lieber Fahrräder verkaufen. Hm. Andererseits wird bestimmt noch länger geradelt als gedruckt.
Der restliche Tag: Mittagessen im Bioladen (ja, da muss man durch wenn die Mama Nicole heißt), wo die Passionsfrucht-Muffins sehr lecker schmecken. Schaukeln, schaukeln, schaukeln. Sonnen am See. Steine in den See werfen. Schaukeln. Noch einen Kaffee trinken, seufzen. Scho’ arch schö’ hier.