4go2canada - Kanada - 2025

vom 5.7. bis 27.7.2025
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19 Grad sind ganz schön warm

Freitag, 18. Juli 2025

Die Nacht war laut. Güterzüge sind zu hören, die Straße sowieso und der Tag auf dem Bauernhof beginnt zur Erntezeit früh. Und die Fenster sind natürlich alle über einen Lüftungsbereich geöffnet, damit die Temperatur passt. Entsprechend ruhig beginnen wir den Tag.

Vor der Reise hatte Nicole tatsächlich eine Art Ahornsirupgenossenschaft angeschrieben, um herauszufinden, wo man um diese Jahreszeit noch an lokalen Ahornsirup kommt. Denn die Erntezeit ist im Frühjahr, dann haben auch landesweit kleine "Zuckerbuden" geöffnet, die Speisen rund um den Sirup anbieten. Das ist im Sommer vorbei. In der Antwortmail haben sich die Kanadier natürlich überschlagen vor Freundlichkeit und ein Anbieter ist hier nur 14 Minuten Fahrt entfernt. Auf dem Weg stellen wir fest, dass wir am "Chateau Scoudouc" sogar schon vorbeigefahren sind, allerdings hätten wir bei dem Namen nie eine so graue kleine Hütte erwartet.

Das Familienunternehmen besteht seit 2013, begonnen wurde bescheiden mit 25 Ahornbäumen, inzwischen gibt es 1250 "Zapfstellen". Man wohnt direkt nebenan, die Chefin schaut sogar kurz vorbei und war schon in Bremen, Frankfurt und München. Es gibt natürlich Regale voller Ahornsirupprodukte, aber auch ein kleines Café, in dem - natürlich - französische Akkordeonmusik läuft. Das Bier mit Sirup hat einen Zuckerrand und man muss beim Verkosten ein Sirupbonbon schnullen. Fazit: Bier lecker, Rest gewöhnungsbedürftig. Kilian atmet ein veganes Chili ein, von den Nachos mit Huhn (süßlich mariniert in Sirup) sind alle begeistert, von den Crepes danach auch. Da die Bedienung Laden und Küche alleine schmeißen muss, verbringen wir dort ziemlich viel Zeit.

Danach zuckeln wir nochmal Richtung Parlee Beach, allerdings ist die Schranke noch unten. Die Wartezeit vertreiben wir uns auf einem kleinen Boardwalk, dann geht es noch einmal an den Strand. Diesmal sieht das Meer aber ganz anders aus, als noch vor zwei Tagen: Statt einer glattgezogenen Wasseroberfläche gibt es diesmal Wellengang. Wir werfen uns in die Badehose und ins Wasser, das erstaunlich warm ist. Toben in den Wellen, Abtrocknen am Strand und schnell wieder in den Schatten, bevor der Sonnenbrand kommt. Kaum zu glauben, dass das Wasser nur 19 Grad haben soll.

Wir kaufen noch etwas Grillgut, es geht noch eine Runde zu den Pferden und den Alpakas. Morgen wechseln wir wieder Unterkunft und Bundesstaat.

Dem Bären ganz nahe

Samstag, 19. Juli 2025

Packen, aufräumen, von Margot, den Pferden und den Alpakas verabschieden - und wir sind unterwegs zur nächsten Station. Wir haben auch diese Unterkunft sehr geliebt, weil sie ungeheuer geräumig und gemütlich war, natürlich auch wegen der vierbeinigen Nachbarn. Leise war die Lage allerdings nicht.

Fahrer Gerald hat sich gegen die zweistündige Fährfahrt und für die über vierstündige Autofahrt nach Bear River entschieden. So steuern wir nach einem kurzen Stopp bei Tim Horton (Fastfood-Kette, Gegründet vom berühmten Eishockeyspieler) für Cookies den Shubenacadie Wildpark an. Das besondere: Die Tiere stammen alle aus anderen Parks, waren verletzt oder Waisenkinder, könnten also in freier Wildbahn nicht überleben. Der Eintritt ist unglaublich günstig, die Anlage angenehm groß und satt grün - nicht zu viele Besucher, aber die scheinen aus der ganzen Welt zu stammen.

Die Elchdame ist im Herbst verstorben. Der Schwarzbär, bei dem wir sehr dankbar sind, dass wir ihm nicht in freier Wildbahn begegnet sind, lebt alleine, seit seine Schwester verstorben ist. Ein Murmeltier lugt nur kurz raus. Die Wölfe hängen gerade im Schatten ab, der Fuchs ebenso. Die drei Coyoten sind dafür munter unterwegs .... Und die gefühlte Temperatur beträgt 34 Grad.

Nachdem es zu Mittag Picknick (und Cookies) gab, teilen wir uns jetzt noch Hotdog und scharfen Mais. Danach geht die Fahrt weiter gen Westen, nach eineinhalb Stunden steuern wir einen Walmart an: Kilian will einem Freund eine Uhr mitbringen, die es nur in dieser Supermarktkette gibt. Als wir dann aber ein paar Zutaten fürs Abendessen kaufen wollen, müssen wir feststellen: Lebensmittel gibt es in dem Riesenmarkt quasi nicht.

Wir fahren weiter durch sehr idyllische Weiler mit kleinen Häuschen und gelangen schließlich in Bear River, unseren nächsten Standort, zum heimischen Lebensmittelladen: Viele Chips, viel Alkohol und ein paar wenige Lebensmittel. Nunja, immerhin gibt es noch ein Päckchen Wienerle und Toast fürs Frühstück.

Die neue Ferienwohnung liegt über einer großen Garage und ist klein, aber gemütlich. Morgen schauen wir mal, wie der Bundesstaat Nova Scotia (Neu-Schottland) so aussieht. Neben der Autobahn wirkte es so, als ob wir durch eine weitläufigere Variante von Süddeutschland zuckeln...

Das Pizza-Dilemma

Sonntag, 20. Juli 2025

Es ist wunderbar still. Keine Straße, die direkt am Haus vorbei führt. Keine Milchkuhfütterungsmaschine, die im Morgengrauen lautstark anrollt. Wir schlafen aus. Das Wetter ist sich noch etwas uneinig, ob und wann es regnen soll (laut Bericht: schon längst). Und bis wir endlich loskommen - ist es schon fast wieder Zeit für einen Mittagssnack.

Wir steuern Digby an, den kleinen Fischerort in der Nähe. Dort ist entlang des Leuchtturms ein kleiner Markt aufgebaut, von Nippes über Honig bis zu Pflanzen und Schmuck. Lauschig und als Windböen die Zelte wegzuwehen drohen, werden sie gegenseitig festgehalten und man plaudert, als wäre nichts gewesen. "Crows Nest" lautet die Empfehlung der Vermieterin, ein Fischrestaurant, und zu Nicoles großem Glück gibt es hier Jakobsmuscheln (Scallops) satt, weil sie eben direkt hier auch gefangen werden. Der Rest erfreut sich an Burgern mit Fisch oder Fleisch, die obligatorischen Pommes wurden bis auf eine Portion abbestellt. Da das alles etwas braucht, sind wir erst gegen 14.15 Uhr tatsächlich auf dem Weg.

Spontan entscheiden wir uns, die Halbinsel Digby Neck entlang zu zuckeln. Die Reiseleitung hat eine Karte mit Trails gefunden und eine Menge vor. Allerdings benötigt man zum Übersetzen auf eine der beiden kleinen Inseln eine Fähre - und die geht zurück nur jeweils zur vollen Stunde. Das schränkt die Planungen etwas ein. Zunächst fahren wir bis ans Ende der ersten kleinen Insel nach Freeport und finden dort den etwas verwilderten Fundy View Trail. Diesmal wird übrigens vor Coyoten gewarnt. Sehnsüchtig blicken wir wieder mit dem Fernglas aufs Meer, aber wieder will sich kein Wal blicken lassen.

Auf dem Rückweg halten wir kurz am Central Grove Trail mit großer Picknickanlage, fahren aber dann doch weiter zum "Balancing Rock Trail". Dort führt ein Weg erst wunderbar durch den Wald, dann steil auf Stufen zum Meer hinab zu Basaltfelsen, von denen einer zu balancieren scheint. Und die 15 Minuten, bevor die Fähre ablegt, nutzen wir noch kurz, um beim Boars Head Leuchtturm zumindest anzuhalten. Geschafft, und um 18 Uhr sind wir zurück auf der Halbinsel, eine knapp Stunde später im Supermarkt fürs Abendessen.

Aber Gerald und Kilian wollen den kleinen Pizzaladen in Bear River auspobieren. Und so kommt es, dass erneut zwei diesmal wirklich dicke American Pizzas auf unserem Tisch landen ... Die man als Europäer vermutlich schlicht nicht auf Anhieb essen kann, ohne direkt zu platzen. Hoffentlich lernen wir auch hier wie bei den Pommes für den restlichen Urlaub endlich dazu. Es regnet übrigens immernoch nicht, auch wenn die Wetterapp Mal wieder Gewitter sichtet.

Britische Gärten und sächsische Bäcker

Montag, 21. Juli 2025

In der Nacht regnet es und plötzlich hat es tagsüber unter 20 Grad. Heute wollen wir weniger fahren und zuckeln gemütlich auf einer Landstraße nach Annapolis Royal. Der Ort war 100 Jahre lang als Port Royal eine französische Siedlung, die erste europäische auf dem nordamerikanischen Kontinent, zumindest nördlich von Florida. Dann kamen die Briten und seit 1710 weht über dem Städtchen die britische Fahne. Auf dem Weg dorthin gibt es Gebäude mit sehr vielen Schrottkarren drumrum, schmucke Häuschen, Picknickplätze und verlassene Kasernen.

Annapolis Royal selbst lädt zum Bummeln ein. Gut erhaltene historische Bauten, Rathaus, Polizeistation und natürlich Cafés. Wir kehren im Lazy Daisy Café ein, es ist mal wieder gut, dass wir Zeit mitgebracht haben. Lauschig dort, neben Touristen offensichtlich viele Stammgäste, die sich nach dem Tagesangebot erkundigen. Die beiden Mädels im Service sind, wie immer, blutjung. In der Küche steht, wie öfters, ein älterer Herr. Es gibt Bilderbücher zum Blättern und der kühle Wind weht ja draußen, wir halten es gut aus. Gerald und Nicole teilen sich Turkey Sandwich und ein Pekannuss-Teilchen, Kilian hält sich an Brownies und Louisa verputzt ein dickes Veggie-Sandwich. Es gibt den ersten richtig leckeren Kaffee seit langem, was wir sehr genießen.

Auf dem Rückweg stellt Nicole fest, dass die Lukas-Kirche geöffnet ist und saust schnell hinein. Dort wird sie direkt von einer reizenden älteren Dame abgefangen, die gerade einem Ehepaar eine kleine Führung durch die Kirche gibt. Nicole hört natürlich geduldig zu und hat Fragen, das Ehepaar schleicht sich irgendwann davon. Die Kirche wurde von den Briten gebaut, es gibt sogar eine Bibel mit einer Signatur von George V. Eines der Kirchenfenster stammt aus München, eine alte Bibel von 1790. Usw usw. Die ältere Dame war auch schon auf Flusskreuzfahrt in Europa und hatte damals in Würzburg Station gemacht. Eine sehr nette Begegnung. Dass der kanadische Vibe anders ist, merkt man übrigens im Gespräch mit der echt-sächischen Verkäuferin in der sächsischen Bäckerei, bei der eher so eine grundgenervte deutsche Haltung durchschimmert...

Danach geht es am Meer entlang mit einem Schlenker über das Fort Anne (erbaut von einem Schüler Vaubans, der wiederum die Festung in Landau gebaut hat) zurück zu den Historic Gardens, die wirklich noch einmal eine kleine Oase innerhalb des sowieso schon idyllischen Orts sind. Geöffnet bis 18 Uhr, danach dürfen man aber noch drin bleiben. Sehr entspannt hier. Wir beobachten eifrigen Bienchen mit prall gefüllten Pollenhöschen, schnuppern an Rosen, überdenken die Pflanzenauswahl im heimischen Garten. Kilian hat offensichtlich über die Jahre auf den Reisen viel gelernt und navigiert die Familie zum Gartencafé, kurz bevor dieses schließt. Die selbstgebackenen Kuchen (Blaubeere und Pekannuss) sind lecker und wir können sogar beobachten, wie die nächsten schon vom Inhaber gebacken werden.

Noch immer befinden wir uns an der Fundy Bay mit ihrem hohen Tidenhub, nur inzwischen am anderen Ufer. Ein paar Kilometer von Annapolis entfernt steht das einzige Gezeitenkraftwerk Nordamerikas, das allerdings hochgradig unspektakulär ist. Nebenan steht ein Foodtruck, der Scallops anbieten würde - aber nur Bargeld nimmt (wie übrigens auch die sächsische Bäckerei, die ansonsten Gebühren für Kartenzahlung verlangt). Da wir aber schon knapp 20 Dollar (12 Euro) in zwei Brezeln und ein Schweineohr investiert hatten, haben wir nur noch sieben Dollar Bargeld übrig und müssen passen. Ansonsten zahlen wir fast immer mit Karte und hatten tatsächlich bisher nur einmal in Montreal Geld abgehoben, um für den Zimmerservice Trinkgeld hinterlassen zu können.

Der letzte Stopp des Tages ist um kurz nach 17 Uhr das kleine Weingut nahe Bear River, das um 18 Uhr schließen würde. Die Eltern verkosten vier Weine (kleinen Schlückchen zum günstigen Preis), befinden drei davon als sehr gut und nehmen zwei Flaschen mit. Das Weingut besteht seit 20 Jahren und ist wirklich sehr klein, vom Sitzplatz auf kanadischen Stühlen aus überblicken wir sämtliche Reben. Die Winzerin war ausgebildete landwirtschaftliche Fachkraft und hat ihre Winzerinnenausbildung tatsächlich online bei der Universität von Kalifornien absolviert, danach aber noch die Besonderheiten des Weinbaus in Nova Scotia gelernt.

Den Abend verbringen wir gemütlich Zuhause. Leider wollen sich die weißen Hirsche, die angeblich Nähe dem Airbnb leben, noch immer nicht blicken lassen.

In der Bucht des Piraten

Dienstag, 22. Juli 2025

Wichtiger Programmpunkt: Noch einmal Wäsche waschen. Danach gäbe es viele Möglichkeiten: Nach Port Royal fahren, dort ist ein Freilichtmuseum, in dem wieder Menschen in historischem Gewand Geschichten erzählen. Diesmal vermutlich die britische Variante. Oder wir könnten etwas die Küste gen Süden entlang zuckeln. Aber wir entscheiden uns fürs Wandern, noch einmal auf der Halbinsel Digby Neck, aber nur 20 Minuten von uns entfernt.

Die Felsküste um den Gullivers Head ist nach einem grausamen Piraten benannt, der dann schließlich von seiner Frau erschlagen worden sein soll. Es gibt erst einen kurzen Weg, am Strand entlang, wunderbar duftende Kräuter, blühende Heckenrosen, leider nach 800 Metern mit Picknickbänken und schöner Sicht zu Ende. Danach steuern wir den höher gelegenen Trail an. Mit schnöden Details wie einer Längenangabe hält man sich im digitalen Faltblatt nicht auf, Kennzeichnungen an den Wegen sich offensichtlich was für Weicheier und die wohnen nicht in Nova Scotia. Immerhin gibt es online ein Luftbild der Strecke.

Erst geht es einen steilen Schotterweg in der prallen Sonne bergauf, dann im Wald entlang, danach arbeiten wir uns weiter nach unten vor. Von den Felsen aus sehen wir jetzt die Picknickbänke die kurzen Weges. Kleine Rast mit Crackern und Hummus, danach steuern wir noch den Aussichtspunkt an, zu dem es immerhin ein Schild in einem Baum gibt. Außerdem dem Meer, dem Wind und Vögeln ist nichts zu hören. Sehr schön. Wale, Delfine und Robben haben leider wieder anderswo ihre Verpflichtungen.

Danach zuckeln wir noch zum Point Prim, einem wichtigen Leuchtturm, der über die Einfahrt zur großen Digby-Bucht wacht. Hier wurde auch das Nebelhorn erfunden, informiert eine Tafel. In einem kleinen Nippes-Laden im Leuchtturm erstehen wir Kaffee und pappsüßes Fudge (kommt auf die Liste mit Pommes, Karamellpopcorn und amerikanischer Pizza - nur ein kleinen Dosen genießen) und tragen uns ins Gästebuch ein. Das ist den Kanadiern hier immer sehr wichtig, wenn man schon von so weit her kommt. Im Nebenzimmer steht ein voll dekorierter Christbaum. Aber hier ist ja auch so lange dunkel, dass sich das Abdekorieren kaum lohnt...

Wir schlürfen unseren Kaffee und schauen lange aufs Meer. Immerhin die Fähre von der anderen Seite der Fundy-Bucht schaut vorbei. Um 17 Uhr sitzen wir auf der Terrasse des Crows Nest, mit Blick auf den kleinen Hafen, und beobachten, wie die Flut kommt. Dazu die besten Burger (sagt Louisa) für den Nachwuchs, Fisch für Gerald, Scallops für Nicole, dazu lokaler Riesling und ein Bierchen. So kann man an Tag ausklingen lassen.

Noch ein Bummel durch den Hafen, ein kleiner Stopp am großen Sandstrand - und dann geht es zurück, die Wäsche aus dem Trockner holen. Wir müssen leider schon wieder packen.

Sonnenuntergang überm Weltkulturerbe

Mittwoch, 23. Juli 2025

Sehr kleines Frühstück, weil nur noch wenig übrig ist. Große Packaktion, weil schon so viel wie möglich in die Koffer passen soll. Noch ein klitzekleiner Abstecher nach Bear River, weil eine einzelne Mutter von dem Weiler auf Stelzen sehr begeistert ist. (Und an einem Mittwochmorgen ist dann ausnahmsweise nicht nur im Alkoholladen was los.)

Danach geht es zum ersten Zwischenstopp, dem Kejimkujik Nationalpark, der auf halber Strecke auf dem Weg zur Südküste liegt. Bei der Einfahrt weht uns eine ausgesprochen enthusiatische Kanadierin fast um. Normalerweise sind die Menschen hier superfreundlich, aber deutlich weniger überschwänglich als die Australier. Diese Dame hingegen - wow. "Ihr kommt aus Deutschland? Das ist ja GROSSARTIG! Habt noch einen WUNDERSCHÖNEN TAG" usw.

Der Park gehört zum Gebiet der Mi'kmaw, die auch in Bear River präsent sind. Alle Infotafeln sind dreisprachig, Englisch, französisch und die Sprache der Mi'kmaw. Im Park selbst gibt es auch viele Aktivitäten mit der First Nation, Nachtwanderungen, Kanubau etc. Wir haben leider nur Zeit für einen Imbiss (war klar, diese Familie startet wieder mit der Einkehr), bleiben dann aber doch länger, als geplant, weil es im Nationalpark einfach so wunderschön ist. Erst gehen wir eine Weile am See entlang zu einer Gedenkstätte. Dabei treffen wir zwar keine der geschützten Schildkröten (auch das war klar ...), aber immerhin kommen uns ein Specht und eine kleine Kröte sehr nahe.Die Kanadier rücken übrigens am warmen See und an den warmen Mill Falls mit der Badehose und den Badetieren an - auf den Wanderwegen bleiben wir vier dann eher unter uns.

Auf dem Weg zur Küste noch ein Stopp bei "Moms Corner Stop", ein kleines Häuschen in einem kleinen Weiler. Eine knuffige ältere Dame mit Deutschkenntnissen dank der norddeutschen Mutter verkauft Kaffee und selbstgebackenen Zimtrollen, handelt aber vor allem mit den Eiern ihrer Hühner. Da wir weiter kaum Bargeld haben, nimmt sie einfach, was wir haben, und gibt uns dennoch Kaffee, Cola, Wasser und vor allem eine frischgebackene Zimtschnecke.

Die Landschaft erinnert uns immer mehr an Finnland: Viele Seen, dazu die bunten Holzhäuschen. Im Örtchen Mahone Bay sticht die Sonne, aber wir drehen eine kleine Runde. Dann steuern wir Lunenburg und das Homeport Motel, unsere Unterkunft für die Nacht an.

Als wir gegen 19 Uhr in Lunenburg parken, um zu bummeln, sind alle vier schockverliebt. Das 2400-Einwohner-Hafenstädtchen hat Weltkulturerbestatus. Ein wunderhübsches Holzhaus reiht sich an das andere. Eine echte kleine Stadt! Im Hafen natürlich Fischerboote und Ausflugsschiffe, im Ort natürlich viele Restaurants. Was uns wieder auffällt: Nie Hinweise, dass man nichts im Auto liegen lassen soll. Keine sichtbare Polizei. Und so weiter. Natürlich halten alle Autofahrer an, auch wenn sie nur den Verdacht haben, dass man die Straßenseiten wechseln will. Seit wir Montreal verlassen haben ist alles so unglaublich friedlich und entspannt, kein Wunder, dass die Kanadier so freundlich sind. Oder ist es umgekehrt? Egal wie, wir werden es vermissen.

Komplett pommesfreies Abendessen im Salt Shaker Deli, mit Thaiküche (Kilian), Nudeln und Scallops (Nicole), Knoblauchbrot (Louisa) und einem großen Salat (Gerald). Danach noch ab in den Laden mit den selbstgebackenen Eiswaffeln - Eis ist hier ganz wichtig, noch ein Bummel in den Hafen, in dem gerade das Segelschiff Blue Nose II angekommen ist. So schön hier.

Abstecher nach Norwegen

Donnerstag, 24. Juli 2025

Geruhsame Nacht im Motel. Danach laufen wir zum nahen Fastfoodladen Tim Hortons (alternativlos, der Nachwuchs muss da hin) und sind damit vermutlich die einzigen, die diesen Weg jemals zu Fuß zurückgelegt haben. Was sollen wir sagen ... Wir sehen betagte Fischer, die dort frühstücken und Signalflaggen dabei haben. Rührend. Und Eishockeyspieler Tim Horton, Gründer der Kette und sozialer Wohltäter, war bestimmt ein klasse Kerl. Nur frühstücken muss man dort wirklich nicht.

Noch eine Runde durch Lunenburg, vor allem, um für Gerald eine neue Lesebrille zu erstehen. Der deutsche Verkäufer im Nachbarladen ist von Nicoles Fragen hörbar überfordert - deutsch bleibt halt doch deutsch. Längerer Abstecher in die anglikanische Kirche St. Johannes, zweitälteste protestantische Kirche in Kanada, 1753 gegründet. 2001 abgebrannt, wiederaufgebaut und wunderschön. Die Konkurrenzkirche der Unionisten ein paar Straßen weiter ist durchaus auch sehenswert. Der Guide war - wie die Lady in der Kirche in Annapolis - schon auf Flusskreuzfahrten in Deutschland und kam dabei auch durch Speyer. Und wir finden ein zauberhaftes Café mit echt französischen Backwaren und gutem Kaffee ...

Danach zuckeln wir die Küste entlang zu Peggys Cove, dem berühmtesten Leuchtturm von Nova Scotia. Die Landschaft wird noch skandinavischer, noch karster und noch schöner. Tatsächlich gibt es im knapp-40-Seelen-Weiler Peggys Cove vergleichsweise viele Touristen und die bunten kanadischen Stühle sind weiter allgegenwärtig. Aber es gibt auch: Sehr viele kostenlose Parkplätze. Saubere kostenlose öffentliche Toiletten. Was mal wieder die Frage aufwirft, warum das hier so gut funktioniert. Am Leuchtturm selbst weht es gewaltig und offensichtlich sind auch schon unvorsichtige Touristen final im Meer gelandet. Deshalb stehen zwei sanfte Sikhs als Security Wache, dass sich niemand zu weit hinauswagt. Die Atmosphäre ist dennoch entspannt, ein Dudelsackspieler und ein Alphornbläser wechseln sich ab. Beim Bummel durch das Örtchen gibt es zudem wirklich feine Onionrings und Süßkartoffelpommes mit glasierten Jalapenos.

Fahrt zum letzten Stopp, Halifax. Die Landschaft bleibt norwegisch, erst wirklich kurz vor der Stadt wird es wieder städtisch. Der erste Eindruck von der Stadt ist gut. Einchecken im Hotel, Mausi aka Mietwagen ausräumen. Gerald und Nicole fahren die 40 Minuten zum Flughafen, um den Wagen abzugeben und zuckeln dann sehr gemächlich für insgesamt 6 Euro eine knappe Stunde mit dem Flughafenbus in die Innenstadt. Kilian und Louisa haben in der Zwischenzeit das Klo im Hotelzimmer verstopft. Aber der freundliche Inder mit dem Pömpel richtet das dankenswerterweise schnell wieder.

Mit 18 Grad ist es ziemlich kühl. Wir packen uns ein bisschen ein und gehen die Waterfront entlang. Abendessen beim Italiener Bicylce Thief - nicht billig, aber so so gut. Von Erbsenzitronenrisotto mit Scallops über Lamm mit gestapelten Kartoffeln bis hin zu den Nudeln und den dicken Nachtisch. Da verzeihen wir gerne, dass wir mal wieder in Kühle ganz schön lange gewartet haben. Und wir freuen uns auf noch eineinhalb Tage Halifax.

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