Wir sind superpünktlich und das ist ein großes Glück. Im Schneeregen zum Frankfurter Flughafen gefahren, dort um 18 Uhr Oma Brigitte und Opa Karl zur Autoübergabe und zum Abschied vor der großen Reise getroffen.
Unser Flug geht erst um 21.55 Uhr, wir sind seit Tagen digital eingecheckt, das Gepäck ist lange weg, aber um 19.45 Uhr machen wir uns mit einer (rettungslos überteuerten) Currywurst im Bauch auf den Weg zum Gate und stehen erstmal in der Sicherheitskontrolle. Und da stehen wir nicht alleine, sondern sind umringt von ganz vielen ganz schlecht gelaunten Deutschen, die dem gestressten Personal wahlweise erklären, wie man das hier alles besser organisieren könnte oder sich beschweren, dass gerade jemand gedrängelt hat. Fremdschämen heißt das Wort. Wir haben dafür Mitleid mit den Menschen, die den ganzen Tag auf Monitore starren müssen - sie sehen so müde aus. Ob sie überhaupt noch erkennen können, was das in den ganzen Taschen ist?
Aber ja: Nicole hat ihre zwei E-Reader im Rucksack vergessen, statt sie in die Box mit dem restlichen Elektroschrott zu legen. Der Kontrolleur zieht locker einen kleinen Metallstreifen drüber , das ist der Sprengstofftest und der schlägt an. Das passiert öfter, gerade in der Kombination Kindle und Reste einer Handcreme, erklärt er entspannt. Und dann läuft trotzdem die Bürokratie an: Formular ausfüllen, Bundespolizei rufen, den Rucksack gemeinsam auspacken, feststellen, dass - Überraschung! - nur ein E-Reader im Rucksack ist … .
Weiter gehts zur Grenzkontrolle. Dort wird gerade einer britischen Familie ausführlichst erklärt, dass die (in Deutschland) schulpflichtigen Kinder noch gar nicht fliegen dürften, weil noch Ferien sind. Kilian ist auf einmal mucksmäuschenstill, aber wir können ja das Schreiben der Schule digital herbeizaubern, von dem wir nie dachten, dass wir es brauchen würden (außer Kilian, dem war es von Anfang an sehr wichtig). Die Grenzbeamtin lächelt zufrieden, die Kinder dürfen die Pässe selbst stempeln. Um 21.55 Uhr geht es mit Singapore Airlines los und wir schaffen es sogar noch, nebeneinander zu sitzen - Anfang waren wir jeweils zu zweit etwas verteilt. Gerald merkt an, dass die Reiseleitung vielleicht nicht immer mitten in der Nacht ihre Buchungen vornehmen sollte … Und dann beginnen die Turbulenzen. Es ruckelt und wackelt und ruckelt und wackelt. Das Essen kommt erst ganz spät, Getränke kommen schon garnicht. Aber die freundliche Stewardess und der einzige deutsche sprechende Steward - mit einem dicken asiatischen Akzent, dafür mit einem umso breiteren Lächeln - versichern, dass alles bestens läuft und der Pilot die Sache im Griff hat. Drei schlafen, eine wacht. Bis die liebe Stewardess sich ungefragt in der nächsten Wolkenachterbahn kümmert und beruhigt. Dann schlafen kurz vier - bis sich Kilian nach zwei Stunden Schlaf daran erinnert hat, dass vor ihm eine Wii, Spiele und Filme warten…. Louisa und Gerald schlummern weiter, Kilian zockt sich nach Asien und Nicole hat das große Glück, ständig auf den aktuellen Spielstand gebracht zu werden.
Singapur und der Changi-Flughafen sind so wunderbar, wie wir es in Erinnerung hatten. Dicke Teppiche auf dem Fußboden, faszinierende Werbung vor den Luxusshops, Entpannungsbereiche mit bequemen Sesseln, Ladestationen, Fitnesselementen. Ein Teich mit Kois. Im Schmetterlingsgarten schnuppern wir Tropenluft und Louisa - blond, rundäugig - bekommt direkt von einer asiatischen Stewardess einen gefangenen Schmetterling in die Hand gedrückt.
Danach fahren wir mit dem kleinen Terminalexpress zum Terminal 3 und chillen etwas im Kakteengarten auf dem Dach, futtern Nougatostereier und Chips, bis es in den A380 geht.
Wir haben knapp 12 Stunden und 3 Stunden Aufenthalt hinter uns und hofffen, den Jetlag mit den nächsten Nachtflug - wir starten Ortszeit 20.40 Uhr - überlisten zu können. Aber dieses Privileg bleibt den Fluggästen vorbehalten, die ohne Miss Quassel und Mister Spieletester unterwegs sind.
Kilian taumelt dank Schlafmangel wie ein angezählter Boxer in die Maschine und schläft direkt vier Stunden.
Wir anderen bekommen schnell lecker Abendessen, Saft, Wein und Bier satt und sind wach. Louisa plaudert fröhlich über den (erfolgreichen) Versuch, doch einfach mal wach zu bleiben und muss nach gefühlt drei Litern blanken Saft (das Konzept der Schorle ist in Asien noch nicht angekommen) ständig Pipi. Aber Bewegung ist ja gut für die Thrombose-Prophylaxe, und nach dem der A380 richtig viel Platz, aber deshalb nicht mehr Klos hat, ist man da immer eine Weile unterwegs.
Nach insgesamt 20 Stunden Flug landen wir morgens um 7.45 Uhr Ortszeit in Sydney. Für uns ist es gerade 21.45 Uhr. Aber noch ist alles bestens: Gegen 9 Uhr haben wir endlich unser Gepäck und stehen erst an der einen, dann an der anderen Schlange. Der Officer stutzt bei dem Blick auf die Pässe: Ihr wart schonmal hier? Breites Lächeln. “Welcome back”, er wünscht uns viel Spaß mit den Känguruhs und schickt uns - samt Kilians Rucksack voll mit illegalen Sesamriegeln - an allen Kontrollstationen vorbei direkt nach draußen. Diesmal haben wir etwas mehr Plan, als vergangenes Mal: Erst Geld abheben. Dann diekt Telefonkarte kaufen und die Karten für den öffentlichen Nahverkehr besorgen. Um 10.30 Uhr steigen wir bei einem Inder ins Taxi, um 11.15 Uhr sind wir in unserem “Bed und Breakfast”. Während ein sanfter Hüne namens Steven unser Zimmer putzt, sitzen wir im Innenhof, schnuppern die würzige australische Luft, genießen die Wärme und freuen uns über die Papageien, die über unseren Köpfen flattern.
Und sind so müde.
Das kurze Nickerchen dauert bis 15.30 Uhr. Wir bummeln auf der Suche nach einem Bistro durch das Viertel, werfen einen trägen Blick auf Bondi-Beach und sitzen schließlich im “Bills”, das als großen Vorteil große Fenster und bequeme Sitzmöbel hat.
Draußen ziehen barfuß oder in Flipflops die Jungen vorbei, die Reichen und Schönen sind aber offensichtlich gerade woanders. Was sich da dünn bekleidet und ohne jeden Dresscode tummelt, ist immer interessant, aber nicht immer schön anzusehen. Allein die Jungs, die direkt mit im Neopren und mit dem Board unterm Arm unterwegs sind, werfen längere Schatten. Es gibt Burger und Calamares-Salat, Pommes und Nudeln. Aber die Kinderr können sich kaum noch auf den Beinen halten, bei den Großen ist es nicht viel besser. Die Reiseleitung hat es in drei Nächten auf insgesamt maximal 9 Stunden Schlaf gebracht … ja, man kann einschlafen, bevor der Kopf auf dem Kissen liegt. Um 18 Uhr schnarchen alle wieder. Kilian schläft direkt 13 Stunden durch ,die anderen machen eine kleine Pause für ein Mitternachtstoastbrot.
Um 6 Uhr wachen wir nacheinander auf, um kurz nach 7 machen wir uns auf den Weg in die Gemeinschaftsküche - Frühstück! Im Kühlschrank und auf dem Schrank kann man sich frei bedienen - Kaffee, Tee, Milch, Säfte, Toast, Butter, Eier, Marmelade. Wir setzen uns in den lauschigen Hinterhof, freuen uns über den Klang der ungekannten Vögel und schlemmen in Ruhe. Hier wird nicht gezwitschert, sondern geschrieen, gequietscht, gekrächzt.
Ein anderer Gast - wir vermuten Australier - macht uns auf eine dicke Spinne samt Netz aufmerksam. Und das sei noch eine kleine Vertreterin ihrer Art, erklärt er. Dafür harmlos. Mama Spinne wollen wir trotzdem nicht kennenlernen … Wir räumen unser Zimmer, weil wir für die kommenden zwei Nächte ein kleines Apartment im Haus gebucht haben. Stellen die Koffer vorübergehend in eine Ecke und machen uns auf den Küstenwanderweg.
Es ist 10 Uhr, die Sonne brennt vom Himmel und arbeitet sich auf 32 Grad vor. Mit Lichtschutzfaktor 50 auf der Nase (ganz wichtig, hatte uns auch Steven schon erklärt) bummeln wir los.
Bummeln deshalb, weil wir ja so viel zu gucken haben. In Sydney ist das bevorzugte Schuhwerk Flipflops, wenn überhaupt was am Fuß ist. Und im Stadtteil Bondi trägt man als Accessoir keine Handtasche oder sonstigen Schnickschnack, sondern ein Surfbrett. Sehr ernsthafte, meist noch klatschenasse junge Herren sind in allen Straßen barfuß und im Neopren unterwegs, dabei immer ein Brett unterm Arm. Unser Küstenweg führt - flipfloptauglich, auch wenn wir natürlich die urdeutsche Wandersandale am Fuß haben - von einem Strand zum nächsten, vorbei an faszinierenden Steinformationen und mit Blick auf Taucher, Surfer, krachende Wellen.
Die große Ironie des weltberühmten Bondi-beach ist übrigens, dass dort knallgelbe Schilder stehen: Schwimmen wegen der starken Strömungen verboten.
Die größte Gefahr für Leib und Leben sind allerdings nicht die Haie (angeblich vor uns im Wasser) oder die Trichternetzspinne (angeblich überall da draußen), sondern die rasend schnellen Jogger, die in Herrscharen unterwegs sind und für die ganz klar ist, dass sie in jedem Fall Vorfahrt haben. Da sind sie jetzt, die gestählten Körper, die Herren gerne oben ohne, fast alle mit Smartphone in der Hand, manche gerade mitten in der Skype-Unterhaltung. Vereinzelt Fälle, in denen jetzt schon der Hitzschlag nahe scheint, aber das müssen Touristen sein.
Oberhalb vom schmalen Tamarama-Beach beobachten wir eine Weile die Surfer, für die es übrigens hier sogar eine eigene Brigade der Rettungsschwimmer gibt. Und eine Truppe stark tätowierter junger Herren, die sich um Fitnessgeräte scharen. Nicole und Gerald können das Grinsen kaum unterdrücken - das ist einfach z viel des guten. Louisa überlegt derweil, welcher am Nettesten aussieht … Weiter geht es zum Bronte-Beach, der als Familienstrand gilt.
Kilian schafft Fakten und rennt direkt mit kurzer Hose und Tshirt ins Wasser, Louisa springt mit ihm juchzend in den krachenden Wellen. Nebenan patroulliert einer der Lebensretter und pfeift im Zweifel zu waghalsige Schwimmer zurück. Langsam wird es heiß und die Reisegruppe meutert. Ein Eis hebt die Moral und die Reiseleitung kann sie für noch einen kleinen Blick um die nächste Kurve begeistern.
Auf dem Weg dorthin stellen wir fest: Das Hautkrebsrisiko gilt offensichtlich nicht für Damen mit Kleidergröße 30 und 32 - denn die räkeln sich scharenweise in der Sonne.
Die letzte Etappe ist der Weg über den alten Friedhof “Waverley Cementery”, hier haben die Toten eine wunderbare Aussicht aufs Meer. Eine Tafel weist auf angemessenes Verhalten hin - dass Damen im Bikini durchflanieren, ist aber offensichtlich so ortstypisch, dass es niemanden stört.
Wir finden eine Bushaltestelle und direkt hintereinander zwei Busse, die uns fast direkt vor die Haustür bringen. Kurzer Umzug in das Apartment und ein Päuschen, dann treibt die Reiseleitung die Gruppe in die Innenstadt. Der 333-er ist zwar der Schnellbus, aber dennoch 40 Minuten unterwegs.
Zuerst am Circular Quay schnell noch in das Museum of contemporary Art, dort ist gerade ein Teil der Kunst-Biennale zu sehen.
Und da Museen in Australien grundsätzlich um 17 Uhr schließen (ebenso wie viele Cafes), müssen wir uns sputen. Nachdem uns das Personal um 16.59 Uhr vor die Tür gekehrt hat, werfen wir einen Blick aufs andere Ufer zur Oper.
Auf Wunsch einer jungen Dame machen wir uns aber auf den Weg auf die berühmte Harbourbridge. Zwischenstopp im Cafe, Nicole verteilt großzügig klecksweise Ketchup über ihrem Kleid und ist fortan als Dalmatiner unterwegs. Rot auf Grau, ganz großartig.
Am Aussichtspunkt bewundern wir das sagenhafte Panorama. Kilian seufzt und sagt: Mama, nach Sydney kommen wir nochmal …. Zurück am Kai wollen wir eigentlich darauf warten, dass an der Oper noch das Licht angeht. Doch dann beginnt ein tropischer Regen - und die Bushaltestelle ist gerade wegen Bauarbeiten verlegt.
Tropfnass steigen wir in den klimatisierten Bus und sind gegen 20 Uhr zurück. Im Supermarkt wird noch schnell eingekauft, dann ist der Tag auch schon wieder vorbei.
Gegen 10.30 Uhr sind wir schon wieder downtown: Bei europcar Bescheid sagen, dass wir den Mietwagen erst am Nachmittag holen. Kein Problem, No worries, sagen die Jungs. Das wird später anders klingen … Aber erstmal sind wir unterwegs in den Garden of Friendship, den größten chinesischen Garten außerhalb Chinas.
Eine echte Oase inmitten des modernen und lauten Darling Harbour, wo an allen Ecken gerade gebaut wird. Kilian und Louisa suchen mit dem Kinderplan die Tierkreiszeichen der chinesischen Astrologie, Nicole und Gerald fotografieren und alle vier bestaunen die Leguna, die sich in dem Garten offenbar sehr wohl fühlen.
Danach geht es weiter in das Powerhaus-Museum direkt um die Ecke, Wissenschaft und Design in einem ehemaligen Dampfkraftwerk. Toyota finanziert dort gerade eine Zukunftsausstellung für die jüngeren Besucher - unglaublich futuristisch, knallbunt, ästhetisch und irgendwie schräg. Große Bälle ändern bei Berührung Farbe und Klang und spielen damit ein ständig wechselndes Orchester. Gemalte Männchen oder Tiere werden zum Leben erweckt und laufen über überdimsionale Flächen, die auch noch interaktiv reagieren. Papierflieger und Autos kann man erst scannen, dann über große Autobahnen fahren oder fliegen lassen. Doch bei Berührung verändern auch sie sich wieder - schöne neue Welt. Dank der Beratung von Horst am Eingang - Deutscher, seit über 30 Jahren in Australien - sind wir direkt Mitglieder im Museumsverein geworden. Das war nicht teurer, dafür haben wir jetzt freien Eintritt in Museen in Canberra und Melbourne, die sowieso auf der Liste standen. Danach sind wir noch kurz bei der Raumfahrt und der ersten Damflok Australiens, die anderen Stockwerke müssen wir leider lassen. Aber die Zeit rast.
Spätes Mittagessen in Chinawtown, in eine sehr … bodenständigen … Foodcourt im Kellergeschoss einer Mall.
Dort kann man zwischen Angeboten aus ganz Asien auswählen, wir halten uns an die malaysische Küche und finden es durchaus lecker.
Auf nüchternen Magen hätten wir den Schock bei Europcar wohl auch nur schlecht verkraftet: Wir können unseren Mietwagen nicht holen! Denn Nicole hat ihren deutschen Führerschein daheim vergessen, nur den internationalen dabei. Damit fällt sie als Fahrerin aus. Dafür hat Gerald beide Führerscheine, aber nur eine Prepaid-Kreditkarte. Damit darf er nicht zahlen. Aber der Fahrer muss auch zahlen oder der Zahlende auch der Fahrer sein. Und gezahlt werden kann auch ausschließlich mit Kreditkarte. Das sind die Vorschriften. Wir verhandeln ewig, es sieht so aus, als ob alles platzt. Denn sämtliche Optionen - mal kurz den Führerschein aus Deutschland herschicken, mal kurz die australischen Verwandten herbeamen - fallen flach. Wir sind angemessen verzweifelt und Nicole gibt an Drama, was geht. Dann telefoniert der italienische Chef Bruno nochmal mit seinem übergeordneten Chef, atmet tief durch und sagt “wo ein Wille ist, ist auch ein Weg”, man wolle uns jetzt wirklich nicht den Urlaub versauen. Auf Basis unserer Buchug mit Tui basteln sie eine Konstruktion, die zahlllose Unterschriften von Gerald und Nicole beinhaltet. Und Nicole muss versprechen, dass sie sich nie nie nie ans Steuer setzen wird. Hatte sie sowieso nicht vor - Linksverkehr und Automatikschaltung überlässt sie gerne Gerald und sagt dafür, wohin die Reise gehen soll…
Immerhin haben wir (dank Fehlplanung von europcar) ein größeres Modell bekommen und dieses Schiff trägt uns dann endlich nach Bondi. Dort gilt es ein Versprechen einzulösen: Kilian und Louisa wollen an den Strand!
Also wird noch kurz in den Wellen des Bondi Beach getobt, bis die Sonne untergegangen ist und die Lebensretter die Warnschilder eingesammelt haben. Sie machen jetzt Pause, die fiesen Strömungen über Nacht offensichtlich auch. Insgesamt ist das Strandleben aber superentspannt, auch wenn so viele Models unterwegs sind. Denn dazu kommen noch die turtelnden indischen Pärchen, die in voller Montur durchs Wasser tollen. Familien. Sehr blasse, sehr untrainierte Touristen. Senioren auf Strandspaziergang.
Das gilt auch für die Straßenzüge: Klar, Backpackerhostels und Partykneipen. Aber im vergleich zu einer iberischen Insel geht es zumindest in unserer Ecke geradezu keusch zu. Was vermutlich daran liegt, dass auf Mallorca ungehemmt gesoffen werden kann, während der Alkoholkonsum hier stark reglementiert ist und am Strand verboten. Aber da wird sowieso eher gejoggt.
Abendessen in einem Imbiss, “Streetfood aus dem mittleren Osten”, mit israelischen Bier. Sehr lecker, auch dank der Beratung von einer jungen Deutschen, die nach zwei Jahren in Oz bald nach Hause zrück geht. Hingucker des Abends: eine ältere Dame in knalligem Pink, die ihre beiden weißen Pudel im pinken Kinderwagen Gassi führt.
Nach drei Nächten heißt es Abschied nehmen von Sydney. Das fällt uns diesmal deutlich schwerer als 2014: Damals hatten wir ein zentrales Hotel mit eineinhalb Zimmern, in Sichtweite vom Rotlichtbezirk. Diesmal sind wir in einem kuschligen Guesthouse und Bondi Beach liegt quasi vor der Haustür … Nachdem wir festgestellt haben, dass eine Speicherkarte der Kameras offensichtlich nicht funktioniert - kurze Technikkrise - , machen wir uns nochmal auf den Weg zum Strand.
Sand einsammeln, nochmal die Füße in den Pazifik bewundern, sich salzwassernasse Hosen holen und Surfer bewundern. Danach laufen wir zum letzten Mal zurück zum Bondibeachhouse und merken erst vor der Haustür, dass wir barfuß sind, Sandalen in der Hand.
Die Blue Mountains, die Blauen Berge, sind quasi die Sommerfrische der Sydneysider im Hinterland - blau-grün, kühler, hügelig. Im Reiseführer steht was vom Tagesausflug, aber wir ziehen direkt für drei Tage um. Dafür geht es mit dem Mietwagen einmal quer durch Sydney - das braucht Zeit und Nerven.
Aber Gerald fährt souverän auf der linken Spur, Kilian und Louisa haben Kopfhörer auf, Nicole kommentiert das Navi. Ein Tunnel führt unter der City hindurch, es geht immer wieder am Meer entlang, endlose Gewerbegebiete, in denen Schilder auf englisch und asiatisch auf japanische Gebrauchtwagen hinweisen.
Endlich liegt die Stadt hinter uns - Kaffeepaussi! (Ein finnischer Begriff, der auch sehr gut für die kaffeebesessenen Australier gelten könnte)
Im Blue Mountain Café gibt es Kaffee und Mittagessen, Burger, Avocadobrot, Chicken Nuggets und Eier mit Speck. Nicht ganz die feine australische Küche, aber sättigend. Zwei ältere Damen betreiben den Eintritt zum “Famous australian painted panorama”, einem runden Zimmer mit gemalten Panorama und ausgestopften einheimischen Tieren. Da der Zugangspreis auf einmal steigt, beschließt Nicole, dass Louisa noch unter 5 ist und damit kostenlos … Das Panorama ist aber wirklich ein Hingucker. Künstler Falk Kautzner, Jahrgang 1944, ist 1954 nach Australien ausgewandert (wir nehmen an: worden), lebt noch und hat sich das Malen sehr erfolgreich selbst beigebracht. Hoffentlich sieht er auch was vom Eintrittsgeld.
In Leura haben wir unsere über air'b'n gebuchte Unterkunft, ein zauberhaftes Holzhäuschen inmitten des Eukalyptuswaldes. Papageien und Kakadus sausen über unsere Köpfe und direkt zur Dämmerung - Sonnenuntergang ist um 19 Uhr - veranstalten die Vögel einen unglaublichen Lärm. Aber vorher müssen wir noch in den Supermarkt in den Nachbarort Katoomba und da liegt ja der “Echo Point” mit seiner Sicht auf den berühmten Felsen der “drei Schwestern” - und da müssen wir hin, beschließt die Reiseleitung. Es ist wie immer: Die Truppe meutert und ist von der Aussicht dann hin und weg. Tatsächlich sind um 17.30 Uhr die Touristenbusse weg und die riesige Plattform gehört quasi uns, die Sicht ist sagenhaft.
Im örtlichen Supermarkt (ein großer Woolworth, geöffnet bis Mitternacht) verlieren wir uns etwas und taumeln ermattet mit vollem Einkaufswagen zum Auto. Das BBQ wird draußen gegrillt und drinnen gegessen - es ist dunkel und ganz schön frisch.
Nicole, Kilian und Louisa fallen gleich zusammen durchgefroren ins Bett. Erst das Müllauto wird sie um 5 Uhr wieder wecken.
Wer so früh zu Bett geht, kann auch früh aufstehen. Entsprechend sind wir schon gegen 10.30 Uhr frisch geduscht und satt gefrühstückt wieder am Echo-Point mit seinem sagenhaften Blick auf die “drei Schwestern”. Der Weg zur berühmten “Giant Stairway” (Großen Treppe) ist barrierefrei, quasi geteert, Flipflop-tauglich.
Doch dann kommen die knapp 900 Treppenstufen/Leitersprossen - und die haben es in sich. Louisa braucht natürlich etwas mehr Zeit, schlägt sich aber tapfer. Immer wieder lassen wir andere Wanderer durch. Aber schnell stellt sich heraus: Die Australier gehen die Stufen nicht nach unten - sondern nach oben! (Teilweise sogar barfuß) Besonders beeindruckt sind wir von Vater und Sohn, zirka 5 Jahre alt, die uns fröhlich erzählen, dass wir nur noch gut 300 Stufen nach unten haben ….Auch zwei junge Frauen aus Kaiserslautern kreuzen (bergab) unseren Weg.
Unten angekommen führt ein gemütlicher Wanderweg am Fuße des Berges entlang.
Wir hören viele Vögel, gelegentlich sehen wir auch welche. Australische Senioren gehen federnden Schrittes auf die Stufen zu, ein junger Mann aus Südkorea irrt umher und freut sich über den Hinweis, dass der Weg wirklich geradeaus weiter führt. Unser Ziel: Der Scenic Railway, die steilste Bahn der Welt, die müde Wanderer wieder nach oben fährt. Nach einem kurzen Blick auf Preisliste und wirklich meuterfreie Wanderung beschließen wir: Es gibt ein Familien-Tagesticket, mit dem wir alle Bahnen so oft fahren können, wie wir wollen.
Willkommen in der Scenic World! Nach dem wunderbar ruhigen Weg durch die Eukalyptusbäume sind wir plötzlich mitten im Touristentrubel gelandet. Klar: Busladung für Busladung wird mit den verschiedenen Bahnen über oder an das Tal geschippert. Das ist schade, denn der Walkway, ein (kostenloser!) Holzbohlenweg führt durch eine Besonderheit: Direkt an den steilen Felswänden herrscht ein anderes, subtropisches Klima. Hier gedeihen riesige Farne, Luftwurzeln baumeln herum. Das könnten man sich schon eine Weile ansehen und erlaufen - wenn es bloß nicht so voll wäre. Deshalb steuern wir zunächst die knallgelbe Seilbahn an.
Bei einem Kaffee mit Blick merken wir aber: Ups, der Parkschein am Echo Point läuft gleich ab! Zum Glück gelten die Fahrkarten vom öffentlichen Nahverkehr in Sydney auch in den Blue Mountains. Wir nehmen also den nächsten Linienbus, fahren zum Parkplatz und stellen unser Auto in der Nähe der Scenic World Gondelbahn (mit Glasboden!) ab. Auf dem Picknickplatz beobachten wir noch unseren ersten Lachenden Hans, der offensichtlich genau weiß, dass es an dieser Stelle immer Leckereien gibt und sich ganz ruhig fotografieren lässt.
Dann geht es mit der Gondelbahn einmal über eine Schlucht und wir sind wieder beim Kaffeestopp. Dort besteigen wir die steile knallrote Bahn nach unten - bei der Abfahrt etönen Fanfaren, Handys werden gezückt.
Ja, das ist schon spektakulär und geht wirklich richtig bergab. Dabei kann man soar noch den Sitz auf extrasteil stellen … Unten wechseln wir nur kurz die Seite und schwupps geht es wieder nach oben. Dann wieder in die Gondelbahn, in der inzwischen ein ermatteter Kubaner namens Tony Dienst schiebt. Das Gondelpersonal mus bei jeder Fahrt etwas erzählen - ganz egal, wie viele im Publikum Englisch verstehen oder überhaupt zuhören. Das kann schon auf die Motivation drücken.
Und Tony hat bald, nämlich um 16.50 Uhr, Feierabend, dann geht die letzte Bahn (in Australien haben ja bekanntlich sehr viele Menschen um 17 Uhr Feierabend. was uns immer arg stresst, schließlich sind wir normalerweise nicht wirklich die frühen Vögel). “Das da drüben sind übrigens die drei Schwestern, wegen denen seid ihr schließlich da und lasst eine ganze Menge Geld hier …”
Nach einem kleinen Abstecher in den Supermarkt sitzen wir tatsächlich um 17 Uhr auf unserer Terrasse. Kakadu-Schwärme ziehen vorbei und direkt im Eukalyptus gegenüber lässt sich ein rot-blauer Papagei (Crimson Rosella) nieder und knuspert gemütlich die Früchte des Baumes. Zum Abendessen grillen wir wieder, danach haben Kilian und Louisa Teil 1 ihrer Süßigkeiten-challenge. Ja, es gibt tatsächlich Jelly Beans in den Geschmacksrichtungen Hundefutter oder Toter Fisch (der Witz dabei: Jede Farbe steht für zwei Geschmacksrichtungen, was man erwischt, ist Glückssache), Nein, im Mund behalten muss man das nicht. In einem Glas wachsen derweil Aqualinos heran, kleine bunte Kügelchen, die im Wasser dick und groß werden. Kennt Kilian von einem unglaublich coolen Youtuber und gab es in einem koreanischen Laden in Chinatown. Aber zugegeben, die glibberigen kleinen Teile sind ganz witzig. Mit müden Beinen fallen wir wieder wirklich früh ins Bett.
Irgendwie haben wir gerade einen seltsamen Takt und sind um 7 Uhr hellwach.
Kann auch daran liegen, dass jeweils zur Dämmerung (Sonnenauf- und Untergang ist um 7 Uhr, beziehungsweise 19 Uhr) die geballte Vogelkonversation durch die einfachverglasten Fenster schallt. Heute haben wir einen besonders angenehmen Programmpunkt: Nach der Invasion der Kopfläuse ein paar Tage vorm Abflug steht der zweite Durchlauf mit Läuseshampoo an. Also sitzen wir nacheinander mit eingeöltem Kopf auf der Terrasse. Nicole, die Augen sowieso schon dank irgendeiner Allergie dick angeschwollen, bekommt auch diesmal von der Behandlung attraktive rote Flecken im Gesicht. Aber Hauptsache, keine ungewollten Mitbewohner mehr …
Danach gibt die Reiseleitung “Kulturprogramm” vor: Ganz zufällig hat sie festgestellt, dass neben dem Echo Point ein Kulturzentrum der Aborigines ist, “Waradah”, mit kleinen Vorführungen. Nachdem es 2014 ja Maori-Traditionen satt in Neuseeland gab, die Ureinwohner Australiens aber etwas kurz kamen, wird es also höchste Zeit, das nachzuholen. Und tatsächlich gibt es für 12.30 Uhr noch Karten! 30 Minuten lang Gesang und Infos - wir sind zunächst etwas skeptisch, zumal wir schon ein paar Darsteller gesehen haben, die uns eher blaß vorkamen. Drei haben Kopfhörer mit deutscher Übersetzung, die Anglistikstudentin hört mit gespitzen Ohren das breite Aussie-Englisch samt Aborigines-Akzent - eine Herausforderung. Der Chef eines Stammes (und, wie wir später feststellen, Künstler und wohl auch Besitzer des ganzen Ladens) erzählt in Filmeinblendungen von der Geschichte des Didgeridoo, den heiligen Tieren, der Schöpfung der Erde. Fünf Schauspieler stehen dazu auf der Bühne, tanzen, klopfen, spielen. Das Publikum, allen voran Louisa und Kilian, ist begeistert.
Danach stehen die Darsteller noch für Fotoshootings zur Verfügung und ihre Dankbarkeit für das Interesse an ihrer Kultur scheint aufrichtig. Was den blassen Darsteller angeht: Nicole muss natürlich nachhaken und erfährt, dass ausschließlich “echte” Aborigines auf der Bühne stehen, der eher bleiche Herr ist Nachfahre der “gestohlenen Generation”, der Kinder, die von Staats wegen von ihren Eltern weggenommen wurden. Nachhaltig beeindruckt haben wir kurz darauf noch einen Boomerang und Kunst im Gepäck und hoffen, dass das (nicht wenige) Geld auch bei denen ankommt, die beides geschaffen haben.
Weiter geht es zu etwas, das die Reiseleitung als “kleine Rundwanderung” und diesmal auch bestimmt ohne Treppen ankündigt. Dafür wegen der Hitze mit kleinem Wasserfall. Man hätte ja stutzig werden können, wenn für einen Rundweg von 3 Kilometern knapp 2 Stunden Gehzeit angegeben werden. Bei näherer Lektüre wäre vielleicht auch aufgefallen, dass da was von 150 Metern Abstieg und 190 Metern Aufstieg steht … Kurz gesagt. Eine schweißtreibende Geschichte, mit noch steileren Leitern als am Vortrag. Aber auch ein wirklich faszinierender wunderschöner Weg.
Erst durch hohe Farne an einem kleinen Bach entlang, dann steil hinunter durch den kühlen, grünen Farnregenwald. Einmal um die Kurve und plötzlich stehen wir am Fuße des Wasserfalls, der in zarten Schleiern sprüht und deshalb wohl “Brautschleier-Fall” heißt.
Kurz danach wiederum geht es nur ein paar Höhenmeter nach oben, es ist wieder schwülwarm und wir sind wieder bei den Eukyalyptusbäumen.Um einen Felsen namens “Amphitheater” herum, dann wieder ein paar Stufen hoch. Und nach knapp 2 Stunden wieder am Auto. Ein gutes Training, denn morgen geht es in die Tropfsteinhöhlen. Der Reiseleitung war erst nach der Buchung daheim aufgefallen, dass da was von 900 Stufen stand ….
Noch einmal Barbeque auf der Terrasse, noch einmal den Schreien der Papageien lauschen.
Die Eltern sind es leid, abends immer ganz früh einzuschlafen. Deshalb wurde konsumiert, was im Haushalt an koffeinhaltigem zu finden war: Ein Espresso. Oder das, was rauskommt, wenn man einen so bezeichneten Beutel (!!) in eine Tasse hängt und mit heißem Wasser übergießt. Das ist braunes Wasser, wenig geschackvoll. Vor dem Abendessen eine Tasse löslichen Kaffee, immerhin noch nicht abgelaufen. Und nach dem Essen einen gute Tasse schwarzen Tee. Und jetzt ist es 22.05 Uhr und die Autorin ist noch wach, juhu!
Morgen geht es mit einem Stop bei den Jenolan Caves zu Linda und John an die Küste. Kilian ist hibbelig, weil er sich erinnern kann. Louisa ist hibbelig, weil sie sich nicht erinnern kann. Und Nicole und Gerald freuen sich einfach nur darauf , in jedem Sinne weit entfernte liebe Verwandte wiederzusehen.
Irgendwie sind wir aus dem Takt. Anders ist nicht zu erklären, dass wir um 9.30 Uhr schon bereit wären, unser gemütliches Holzhäuschen zu räumen. Deshalb trödeln wir noch ein wenig - die Kinder hören Hörbuch, die Eltern hoffen auf Papageiensichtungen im Nachbarbaum.
Um 11 Uhr ziehen wir los, es sind ja nur gut 80 Kilometer bis zu den Jenolan Caves, etwa 100 Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhlen. Aber es ist Karfreitag und entsprechend staut es sich auf dem Sträßchen, das die Touristenorte in den Blue Mountains verbindet, wie auf der pfälzischen Weinstraße an einem Sonntag. Die Hitze flirrt, wir rollen im Schritttempo und die Prognose auf Google Maps wird immer düsterer, wir haben nur noch einen 20 Minuten Puffer bis zu unserer Führung um 13 Uhr.
Im Reiseführer und auf großen Warntafeln steht: Achtung. Steile kurvige Straße zu den Höhlen. Ganz gefährlich. Hm. Wir nehmen an, dass Touristen aus Italien lachend über dem Lenkrad hängen… in Europa gäbe es kein Schild. Gemütlich zuckeln wir den kurvigen Weg nach unten, die Zeit sieht noch ganz gut aus. 25 Minuten bis zur Tour. Auf einmal eine atemberaubende Sicht, wir fahren direkt durch einen großen Steinbogen, Teil der Höhlen, hindurch. Keine Spur von Parkplätzen. Vorbei an Ticket-Office und Hotel, den Talkessel wieder hoch, der erste Parkplatz ist dicht, der zweite liegt noch weiter oben. Die Sonne brennt, Kilian besichtigt erstmal ausgiebig die Toilette. Noch 12 Minuten. Viel zu warm angezogen - in den Höhlen wird es ja kühl - rennen wir in der Hitze den Weg hinunter, erstmal in das Ticketoffice, das E-Ticket printen lassen. Nicht nötig, sagt der freundliche Helfer und grinst breit, als er die japsende Familie sieht: “You have made it” (Ihr habts geschafft).
Für die Lucas-Tour -eineinhalb Stunden, 900 Stufen, “anstrengend” - sammelt sich eine ausgesprochen multikulturelle Truppe. Vielleicht sind das auch alles Australier mit asiatischen Wurzeln. Aber wir würden sagen: Ein Sikh mit Familie aus Indien, mehrere Chinesen, Japaner, vielleicht zwei australische Elternpaare mit Kind. Unser Guide ist locker über 70 Jahre alt, ein Doppelgänger des Neupotzer Ex-Bürgermeisters Emil Heid und war ganz offensichtlich mal Schullehrer. Bis zum Tourbeginn müssen wir schon über die ersten 100 Stufen, danach gibt es eine kleine Einführung. Der Guide schnappt sich die Kinder und erklärt ihnen, dass das alles in die Zuständigkeit der Zahnfee fällt - schließlich sind die Höhlen ebenso wie die Zähne aus Kalk. Danach bleibt Kilian vor Empörung die Luft weg: Der Junge, dessen Freude am Einhalten von Regeln sogar Eingang in sein Zeugnis gefunden hat, kann nicht fassen, dass sich tatsächlich asiatische Popos auf Tropfsteinen niederlassen. Oder Kinder herumklettern. Das geht gar nicht! Wir sind hier in einer Höhle! Nach und nach geht es - etwas unkoordiniert ob der großen Truppe - durch verschiedene atemberaubende Höhlen. In der “Kathedrale” ertönt erst das Röhren von T-Rex, danach die monumentale Musik von “Jurrassic World”. In der nächsten Höhle ist eine Säule gebrochen, der untere Teil schon weiter gewandert - Tektonik zum Anfassen. Es geht die Stufen rauf und runter, aber das können doch gar keinen 900 sein, überlegt Louisa. Schließlich ist die Zeit nur so verflogen.
Eigentlich müssten wir dringend was essen, aber es kann sein, dass in der Eile das Licht am Auto brennen gelassen wurde. Also auch wieder schnell den steilen Weg zum Parkplatz hinauf, unterwegs treffen wir auf ein stacheliges Echidna (Ameisenigel). Ab geht es Richtung Malua Bay zu Linda und John, wir setzen darauf, dass es schon ein zwei Cafes entlang der Strecke geben wird….. Aber falsch gedacht. Zum Glück haben wir Vorräte an Wasser, Apfel, Müsliriegel, Bananenbrot dabei, denn es kommt eine schmale Straße und viel Landschaft. Zigtausende von Schafen weiden auf den karsten Flächen, schwarze Kühe, Briefkästen weisen darauf hin, dass hier Mesnchen wohnen. Wo diese einkaufen und zur Schule gehen - weit weit weg. Das Cafe in einem kleinen Nest hatte heute wohl gar nicht erst göffnet, wir müssen bis Goulbourn warten. Dort haben viele Läden geöffnet, wir landen in einem der Takeaways. Loben wir einfach das superfreundliche Personal und schweigen wir über das Fast Food …
Langsam geht die Sonne unter, unser Auto vibriert vor “Oh ist das schön”, immer wieder unterbrochen von einer kleinen Stimme, die sich erkundigt, wann endlich wieder das Meer kommt und sie Koalas streicheln darf. Louisa hat ihren Berufswunsch von Ballerina und Reitlehrerin kurzfristig geändert: Sie will Politikerin werden und Tiere schützen, mit einem Schwerpunkt auf - klar - Koalas. Schweine dürfen aber weiterhin geschlachtet werden…
Es wird nebelig und regnerisch, die Straße schraubt sich in Kurven zum Meer. Fieses Voralpenlandwetter. Und die Känguruh-Statistik sagt: ein lebendiges. sechs überfahrene.
Als wir bei Linda und John ankommen, ist es 20 Uhr und stockdunkel. Noch eine große Portion Nudeln für alle und dann ab ins Bett.
Durch das offene Fenster (mit Moskitonetz) rauscht die ganze Nacht der Ozean, morgens schreien die Papageien und Kakadus auf ihrem Rundflug. Im Garten wachsen Bananen und Grapefruit, wir sitzen bei Joghurt mit Obst und schwarzem Tee und plaudern mit Linda und John. Es ist, als hätten wir uns vergangene Woche erst gesehen, nicht vor vier Jahren. Eher beiläufig erwähnen die beiden, dass John erst vor zwei Wochen einen mehrstündigen Eingriff am Herzen hatte (durch die Adern irgendwas verschweißt). Inzwischen geht er wieder im Meer schwimmen und macht insgesamt einen fitten Eindruck.
Erst geht es zu einem kleinen Wohltätigkeitsbasar in South Darra.
Dort gibt es Handgemachtes, Seifen, Schmuck, Stofftiere, Nippes. Die Kindern futtern sich erst mit Würstchen, dann mit Samosas, danach mit Eis (auch selbstgemacht. Superlecker. Aus der kleinen mitgebrachten Kühlbox einer Dame, die etwas deutsch kann. Deutsche Hygienevorschriften sind gerade ganz weit weg.) satt. Linda ersteht ein knuddeliges Häschen für das Enkelchen, das Anfang Mai erwartet wird. Nicole kauft ein paar Ohrringe aus ehemaligen Küchengeräten ganz allein für sich.
Kaffeestopp auf dem Campingplatz im Murramang National Park. Danach bummel wir den Strand entlang, bewundern die Gesteinsformationen, an die wir uns vom Ausflug von vor vier Jahren erinnern.
Einfach faszinierend. Kilian und Louisa sammeln Muscheln. Fischer zerlegen ihren Fang unter den wachsamen Augen eines großen Pelikans.
Danach geht es, erst ein kleines Stückchen mit dem Auto, dann zu Fuß durch schöne alte Eukalyptusbäume, steil herunter zum Emily Millers Point. Entlang der Küste zieht sich ein tiefer Riss durch das Gestein, an dieser Stelle und am Ufer gegenüber ist er einem kleinen Canyon gleich sichtbar.
John ist früher auch mal durch geschwommen, heute springen die drei Männer auf die andere Seite, die drei Damen beäugen die Spalte aus sicherem Abstand. Es ist nicht immer der Moment um ein feministisches Statement zu setzen…
Danach geht es noch eine Weile vorne an den Strand. John krault ein Stück und hält danach ein Nickerchen, Linda wird von Louisa und Kilian ins Burgbauen eingewiesen.
Gerald und Nicole bummeln den Strand entlang und dem Franken entfährt ein “Is scho schön hier”. Mehr Lob geht nicht.
Hingucker des Nachmittasg ist ein Auto, das sich im Wasser festgefahren hat und herausgezogen werden muss.
Danach muss es sich aber wieder vorsichtig in die Wellen zurücktasten, schließlich soll ein Boot heraugezogen werden. Zum Abendessen noch ein leckeres BBQ, eine Runde Uno, etwas australische Folkmusik, dann fallen alle wieder glücklich und erschöpft ins Bett.